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„Bis 2025 wollen wir 100 Prozent unserer Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen“

BI-Spektrum sprach mit Kevin Miller, Vice President und General Manager des S3-Geschäfts von Amazon Web Services (AWS), über die Bedeutung dieses zentralen Cloud-Service, die weitere Entwicklung von Managed Services in der Cloud und über das Trendthema Nachhaltigkeit.

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Kevin Miller

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  • 08.12.2022
  • Lesezeit: 7 Minuten
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BI-Spektrum: Der Storage Service S3 war einer der ersten Cloud-Services, die Amazon Web Services angeboten hat. Ist es heute ein Service wie jeder andere auch oder ist er nach wie vor besonders wichtig für AWS?

Miller: S3 ist nach wie vor einer unserer wichtigsten Services, schon deshalb, weil die meisten unserer anderen Services ihn als Teil ihrer Dienste nutzen. Zum Beispiel Kunden, die Elastic Compute Cloud (EC2) nutzen, benutzen für jede virtuelle Maschine, die sie einrichten, S3 als Speicher, um ihre VM zu initialisieren. Auch wenn Sie die Liste weiter durchgehen, zum Beispiel bei unseren Analyticsoder AI-Services, stoßen Sie immer wieder auf S3, etwa als Data Lake.

Wird es in erster Linie als Standalone-Service genutzt oder ist es heute häufig Teil eines größeren Angebots?

Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Workloads, für die Kunden S3 benutzen. Einige davon setzen ausschließlich S3 ein, andere Workloads nutzen mehrere Services. Das gilt etwa für große Medienarchive, die auf S3-Basis aufgebaut sind. S3 Data Lakes dagegen nutzen auch andere Services wie Analytics, Machine Learning, Visualisierung und viele andere Dinge.

Data-Lake-Kunden sammeln Daten, um sie dann für andere spannende Anwendungen zu nutzen. Deshalb setzen sie häufig weitere Cloud-Services von uns ein.

Ist S3 also mehr als ein Service – eher ein Enabler für andere AWS-Services?

Wir sehen S3 definitiv als einen Schlüsseldienst. Es bietet ein einfaches Speicher-Interface, das viele andere Services ermöglicht, indem es ihnen als persistenter, skalierbarer und sicherer Speicher dient.

Müssen andere AWS-Services S3 nutzen oder können sie sich auch anderer Speicherservices bedienen?

Das variiert ein wenig. Aber viele Services bieten verschiedene Speicheroptionen an. Kunden können S3, aber auch unsere File Services, FSX oder temporäre lokale Speicher einsetzen.

Aber können sie auch Speicher-Services anderer Anbieter nutzen?

Ich kann das nicht generell sagen, aber es gibt definitiv AWS-Services, zum Beispiel unsere Serverless-Funktionen, die auch Speicher von anderen Anbietern nutzen.

In welchen Bereichen wird sich S3 in den nächsten 6–12 Monaten weiterentwickeln?

Wir können nicht detailliert auf unsere kommenden Entwicklungen eingehen. Aber vielleicht hilft es Ihnen, wenn wir ein wenig über unsere jüngsten Innovationen sprechen und von da dann extrapolieren. Nehmen Sie zum Beispiel S3 Intelligent Tiering. Das ist unser Speicherangebot, das sich für Daten mit unterschiedlichen Zugriffsmustern immer den preiswertesten Speicher sucht. Zum Beispiel haben wir vor kurzem die Preise für gespeicherte Daten gesenkt, die innerhalb von 90 Tagen nicht abgerufen worden sind. Das Intelligent-Tiering-Angebot nutzt diese reduzierten Angebote automatisch, um die Speicherpreise der Kunden zu reduzieren. Damit haben wir die Speicherkosten unserer Kunden um rund 215 Millionen US-Dollar reduziert. Sie können also damit rechnen, dass wir weiter versuchen werden, die Kosten unserer Kunden automatisiert zu reduzieren.

Ist in der nächsten Zeit auch mit bedeutsamen Innovationen im Speicherbereich zu rechnen?

Natürlich bereiten wir immer Innovatives vor. Wir hören vor allem unseren Kunden zu und versuchen, ihnen das Leben einfacher zu machen.

Wissen Sie, wie stark Cloud-Speicher in den vergangenen Monaten zugenommen haben? Wie hat sich der Cloud-Speichermarkt im Vergleich zum On-Premises-Markt entwickelt?

Es gibt nur noch wenige Unternehmen, die Cloud-Speicher nicht in der ein oder anderen Form nutzen. Wir haben Millionen aktive Kunden und sind in den vergangenen Monaten stark gewachsen. Die COVID-Pandemie hat offenbar viele Unternehmen zum Nachdenken gebracht, wie sie ihr Geschäft vorantreiben möchten. Ich habe keine spezifischen Daten zum Cloud- und On-Premises-Vergleich, die Erfahrung zeigt aber, dass unsere Kunden hybrid unterwegs sind und eher neue Initiativen in der Cloud realisieren, während sie bestehende Projekte zumindest teilweise On-Premises belassen

Welche Vorteile haben Kunden, die ihre Data Lakes und Data Warehouses mit S3 realisiert haben?

Data Lakes sind ein sehr häufiger Use-Case für S3-Kunden. Sie profitieren einerseits von der zusätzlichen Agilität, andererseits aber auch von grundsätzlichen Vorteilen. Der Kunde muss sich nicht um Kapazitäten von Speicher und IO kümmern. Und es gibt ihm die Möglichkeit, schnell hoch- und runterzuskalieren.

Ist AWS mit S3 ein Infrastruktur-Provider, wie andere Storage-Provider, die Speicherkapazitäten auch für On-Premises verkaufen, oder ist das ein anderes Geschäft?

Das ist in sehr großen Teilen ein anderes Geschäft. Unsere Kunden nutzen S3, weil es voll gemanaged ist, sie müssen sich weder Gedanken machen um die physische Infrastruktur noch um (regionale) Verfügbarkeit oder Sicherheit.

Wo sehen Sie die Grenzen oder die Nachteile von Cloud-Speichern?

Kunden sollten immer schauen, ob sie ihre Speicherkapazität in der Cloud effektiv nutzen. Das ist kein Nachteil, aber wenn man Speicher so einfach erweitern kann wie bei uns, sollte auch regelmäßig gemonitort werden, ob und wie er genutzt wird. Wir helfen unseren Kunden dabei.

Wofür nutzen Kunden S3 am häufigsten? Welche sind die Top-5-Use-Cases?

Data Lakes sind eine populäre Use-Case-Kategorie, genauso wie Medienarchive und Medien-Broadcasting, wie Netflix das macht. Ebenfalls populär ist die Speicherung von User-Generated Content wie Social Media oder Foto-Apps und natürlich jede Art von Backup.

Gibt es regionale Unterschiede bei der Nutzung?

Es gibt immer regionale Nutzungsunterschiede. Aber es gibt keine dramatischen Abweichungen. In der einen Region wird mehr Backup gemacht, in anderen gibt es mehr Data Lakes. Unsere etwas teureren Infrastrukturregionen werden zum Beispiel verstärkt von solchen Kunden genutzt, die in dieser betreffenden Region auf niedrige Latenzzeiten angewiesen sind oder aus rechtlichen Gründen in einer bestimmten Region speichern müssen. Kunden, die eine höhere Auslieferungszeit tolerieren können, nutzen andere, weiter entfernte Rechenzentren.

Welche Wettbewerbsvorteile sehen Sie für S3?

Wir haben das Intelligent Tiering, und gerade für Kunden mit hohem Speicherbedarf skalieren wir gut und bieten einzigartige Analyse- und Management-Tools. Zum Beispiel helfen wir Kunden mit Services wie S3 Storage Lens, ihre Nutzungsmuster besser zu verstehen und so den Einsatz von Cloud-Speichern zu optimieren.

Wie lange arbeiten Sie schon im Cloud-Geschäft?

Ich arbeite seit 14 Jahren für AWS, habe lange im Bereich Networking-Services gearbeitet und bin jetzt seit vier Jahren im Storage-Bereich tätig.

Also schon ein „alter Hase“. Wie sehen Sie die Zukunft von Cloud – wird es in den kommenden Monaten und Jahren eher um eine stärkere Verbreitung gehen oder um größere Innovationen

Die Innovationen werden weitergehen. Wir werden Innovationen erleben, die die Leistungen deutlich verbessern, aber in nächster Zeit verstärkt auch solche, die die Energieeffizienz erheblich steigern. Der Trend zur Nachhaltigkeit wird sich verstärken. Wir bieten unseren Kunden schon jetzt ein Tool an, mit dem sie messen können, wie viel CO2 sie bei der Nutzung unserer Services verbrauchen. Auch wir selbst investieren viel in Nachhaltigkeit. Bis 2025 wollen wir 100 Prozent unserer Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen. Wir investieren schon lange in Solar- und Windkraftanlagen. Ein anderer Trend ist die direkte Einbettung digitaler Services in die Fach- und Business-Bereiche. Früher wurden IT- und Digital-Services in allererster Linie zentral in der IT implementiert. Das ändert sich gerade drastisch. IT wird immer stärker zum integralen Bestandteil der Projekt- und Business-Teams. Die Zeiten, in denen IT als zentrales Cost Center gesehen und gemanaged wird, gehen zu Ende.

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KEVIN MILLER arbeitet seit 14 Jahren für Amazon Web Services, aktuell als Vice President und General Manager des S3-Geschäfts. Vor seinen verschiedenen Managementpositionen, unter anderem im Networking-Geschäft von AWS, arbeitete er als Softwareentwickler für die Bezos Company. An der Carnegie Mellon University studierte er Informatik und war dort später auch als Netzwerk-Entwickler tätig.

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