Habelitz wendet sich in seinem Buch an den berühmt-berüchtigten blutigen Einsteiger, weshalb das Lehrwerk neben seinem allgemeinen Einführungsabschnitt auf die Visualisierung von Algorithmen eingeht. Sehr lobenswert empfand der Rezensent, dass das Werk in diesem Bereich sowohl auf Programmablaufpläne (lies: Flussdiagramme) als auch auf die nach Ansicht des Rezensenten didaktisch nicht unbedingt vorteilhaften Nassi-Shneiderman-Struktogramme eingeht.
Erwähnenswert ist auch, dass das Buch nicht mit Java beginnt, sondern auch auf die Programmierung in Maschinensprache und die Nutzung anderer Programmiersprachen kurz eingeht.
Im nächsten Schritt folgt die Installation des JDK. Der Autor arbeitet hier auf Kommandozeilenebene. Für einen Quereinsteiger mag dies etwas arbeitsamer sein als der Einstieg in Eclipse, die direkte Interaktion mit den verschiedenen Werkzeugen schafft aber Verständnis dafür, welche Toolchain im Hintergrund beziehungsweise während der Realisierung einer Java-Applikation unter Feuer steht.
Klassischer didaktischer Aufbau
Über die Frage, ob man Programmieranfängern zuerst die „Grundlagen der OOP“ oder zuerst die Arbeit mit Kontrollstrukturen zumuten soll, lässt sich hervorragend streiten. Habelitz entscheidet sich für die klassische und seit Kernighan und Richie erprobte Vorgehensweise.
Die ersten beiden Kapitel stellen Variablen, Datentypen und verschiedene Methoden zur Interaktion mit ihnen vor – lobenswert ist, dass der Text in diesem Bereich nach wie vor auf IDEs verzichtet. Stattdessen wird der Leser mit JShell konfrontiert und vertraut gemacht, ein Werkzeug, das die direkte Evaluation von Java-Ausdrücken auf Kommandozeilenebene erleichtert.
Nach diesen Einführungshandlungen folgt das Deployment von Eclipse. Lobenswert ist, dass die von der IDE generierten Projekte unter Nutzung der Kommandozeilenwerkzeuge Analyse erfahren – auf diese Art und Weise erhält der Leser die Möglichkeit, die mentale Klammer zwischen den verschiedenen Technologien geschlossen zu halten. Außerdem stellt der Text hier die Verwendung des Debuggers vor – ein Thema, das sich Autodidakten nur schwer selbst aneignen.
OOP-Didaktik, neu gedacht
Mindestens ebenso interessant empfand der Rezensent die Einführung in die Arbeit mit der objektorientierten Programmierung. Designpatterns wie Vererbung und Co. präsentiert Habelitz im zweiten Akt – Anfangs konzentriert sich der Text auf die Vorstellung einer praxisbezogenen Arbeitsanleitung für den Umgang mit der Syntax der Programmiersprache.
Sinn dieser Vorgehensweise ist, dass die „darauffolgenden“ Überlegungen zu den klassischen Design-Paradigmata der OOP nicht in der Luft stehen – der Leser kann sie stattdessen anhand realer Beispiele nachvollziehen. Lobenswert ist auch, dass der Text schon im Rahmen dieser Einleitung auch auf die Realisierung von Unittests eingeht, eine grundlegende Kulturtechnik der Informatik, die man Einsteigern nach Ansicht des Rezensenten nicht früh genug vermitteln kann.
Java ist mehr
Der logisch zweite Teil des Werks wendet sich verschiedenen Methoden zu, um Java-Programme zur Erledigung produktiv sinnvoller Aufgaben heranzuziehen. Neben Daten- und String-Verarbeitung darf sich der Leser auf eine Einführung in die Programmierung von Benutzerschnittstellen auf Basis von Swing freuen. Die heute nicht mehr nennenswert verwendete AWT kommt nur peripher zur Sprache, was die Lernkurve für Umsteiger wesentlich abschwächt.
Interessant ist, dass sowohl die Exception-Behandlung als auch die Interaktion mit den verschiedenen Containern erst nach der Vorstellung des GUI-Stacks erfolgt – in der Praxis insofern sinnvoll, als sich so praktische Beispiele realisieren lassen. Das gilt auch für die Kapitel zum Multithreading und zur Interaktion mit Dateien sowie Datenbanken. Schade ist lediglich, dass die „Kommunikation“ mit dem Internet nicht zur Sprache kommt.
Fazit
Mit „Programmieren lernen mit Java“ liefert der Rheinwerk-Verlag ein mehr als brauchbares Lehrbuch aus, das Quereinsteigern den Umgang mit Java auf eine didaktisch angenehme Art und Weise vermittelt. Das Werk ist auch sowohl für blutige Programmieranfänger als auch Umschuler von Pascal und Co. empfehlenswert.

Titel: Programmieren lernen mit Java: Der leichte Java-Einstieg für Programmieranfänger. Mit vielen Beispielen und Übungsaufgaben
Autor: Hans-Peter Habelitz
Seiten: 557 Seiten
Verlag: Rheinwerk Computing
Jahr: 8., aktualisierte Auflage 2024
ISBN: 978-3-367-10478-9