Wie für zahlreiche andere im Bereich Softwareengineering relevante Zertifizierungen bietet der dpunkt-Verlag ab sofort ein Buch, mit dem Interessierte sich durchaus eigenständig für die Zertifizierung des IREB (International Requirements Engineering Board) zum „Digital Design Professional“ (DDP) vorbereiten können. Doch ist das Buch zugleich auch das erste grundlegende Lehrbuch zum Thema Digital Design und bietet für alle IT- und Digitalexperten eine spannende Lektüre.
Qualität für die fachliche Konzeption
Mit Kim Lauenroth wurde für dieses Grundlagenwerk auch gleich der führende Kopf hinter dem Zertifizierungsprogramm des IREB zum DDP als Autor gewonnen. Während Kim Lauenroth ursprünglich im Herzen des Requirements Engineering, unter anderem als Mitwirkender von Klaus Pohls Klassiker „Requirements Engineering“, gestartet ist, schwenkt er mit „Basiswissen Digital Design“ die Perspektive auf das Feld der fachlichen Konzeption. Und das ist gut so. Denn während es viele gute Klassiker zu einzelnen Facetten der fachlichen Konzeption wie Produktmanagement, Business-Analyse oder UX gibt, fehlte es bisher an der Darstellung eines integrierten Gestaltungsansatzes für digitale Lösungen im Zeitalter der digitalen Transformation.
Auf über 300 Seiten führt das Buch umfassend durch die Kompetenzfelder des Digital Design. Die einzelnen Bestandteile und grundsätzlichen Strukturierungen des Digital-Design-Ansatzes werden zunächst erklärt und dann für die praktische Designarbeit in Beziehung gesetzt. Entlang eines Fallbeispiels überträgt das Buch die theoretischen Überlegungen kontinuierlich in die praktische Anwendung und gibt praktische Hinweise für die Anwendung. Reflexionsfragen regen immer wieder zur Adaption der vorgelegten Überlegungen für den eigenen Arbeitskontext an.
Was den hier vorgestellten Gestaltungsansatz grundsätzlich von den verwandten, oben genannten Facetten der fachlichen Konzeption unterscheidet, sind sein intensives Bewusstsein für den Bauprozess, auch mit seiner sozialen Dimension, und sein Verständnis von digitaler Technologie als Material zur lösungsorientierten Gestaltung. Zugleich ist der Ansatz aus einer organisatorischen Managementsicht aber auch konsequent wertorientiert, da der Entwurf digitaler Lösungen immer auf angestrebte Veränderungsnotwendigkeiten und mit diesen konkret verknüpften Zielen ausgerichtet ist.
Neuartig und frisch – aber mit Anspruch
Der Digital-Design-Ansatz bildet in Summe einen guten und dringend notwendigen Rahmen, innerhalb dessen Praktiken wie Produktmanagement, Business-Analyse oder UX für die Gestaltung und Realisierung digitaler Lösungen zusammengeführt werden. Standards und Methoden aus diesen Bereichen (wie Lean Start-up oder Design Thinking) werden nicht einfach aufgesaugt, gebündelt und unter dem Begriff Digital Design neu aufgelegt, sondern in einem neuartigen Bezugsrahmen konsequenterweise jeweils nur kurz referenziert.
Für das Softwareengineering schließt der im Buch vorgestellte Digital-Design-Ansatz eine Lücke zwischen Requirements Engineering und Implementierung, in der Design zum Teil immer noch auf das reduziert wird, was im Digital Design als technische Konstruktion bezeichnet wird. Daher dürfte die Lektüre auch für Entwickler und technische Architekten sehr fruchtbar sein.
Dass es sich bei Digital Design letztendlich um einen wirklich neuen, frischen Ansatz handelt, zeigt sich schließlich auch darin, dass „Basiswissen Digital Design“ zahlreiche neue Denkansätze, Definitionen und Strukturierungen liefert, die mehr Aufmerksamkeit und Konzentration fordern als Fachlektüre, die man mal eben auf einer langen Zugfahrt oder einem Mittelstreckenflug konsumiert. Wer sich jedoch durch das Buch hindurcharbeitet, wird am Ende mehr als belohnt.
Basiswissen Digital Design
Seiten: 380
Verlag: dpunkt, 2024
ISBN Print: 978-3988890009
Sprache: Deutsch