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Der Umgang mit Neuem

„Digitalisierung - das klingt in Zeiten von ChatGPT & Co. so altbacken wie EDV“
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Richard Seidl

Berater, Coach und Autor


  • 21.04.2023
  • Lesezeit: 3 Minuten
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Na, schon ausprobiert? ChatGPT, midjourney oder Jasper? „Schreibe mir eine Kolumne mit ca. 4000 Zeichen für die IT-Spektrum zum Thema Agilität in der Zukunft. Kurze Sätze, lockerer Sprachstil“ (diese Kolumne ist übrigens weiterhin von mir persönlich ;-)). Oder „What exactly does this regex do? rege(x(es)?\ xps?)“ Oh ja, da werd ich wieder zum kindlichen Forscher, neugierig und fasziniert davon, auf welche Ideen für Prompts meine Kollegen und Bekannten so kommen.

Das Vergangenheits-Gefühl

Und ich ertappe mich selbst seit ein paar Tagen dabei: Wenn ich an das Wort „Digitalisierung“ denke, löst das bei mir ein Nostalgie-Gefühl aus, so als würde ich an Audio-Kassetten oder EDV denken. Vielleicht kennen Sie das Gefühl? Ich habe das manchmal auch beim Tanken ..., dann nämlich, wenn ich den Zapfhahn in den Tank halte, der Diesel in unseren alten Ford gluckert und ich dabei auf die Phalanx der Tesla-Supercharger blicke. Nicht melancholisch oder neidisch, sondern eher im Bewusstsein: Das Alte endet und etwas Neues beginnt.

Die Bedrohung

Im Unternehmensalltag bei meinen Kunden gibt es diesen Moment auch. Die sind irgendwo auf der Reise in die digitale Zukunft, manche am Anfang, andere weiter fortgeschritten. Und dann kommt so was wie ChatGPT, und die Aufregung ist groß: Werde ich als Programmierer oder Tester jetzt durch ChatGPT ersetzt? Braucht es unser Produkt überhaupt noch? Müssen wir jetzt Prompter einstellen? Sollen wir KI im Unternehmen verbieten? Oder reglementieren? Da spielen natürlich Angst, Unsicherheit und das Bedürfnis nach Stabilität eine große Rolle. Wir alle fühlen uns mit Neuem und Unbekannten im ersten Moment nicht wohl. Aber dann kommt der entscheidende Moment:

Der Umgang mit Neuem

Ein Nein beendet die Diskussion. Ein Verbot stoppt kreative Gedanken. Ignoranz fixiert uns in der Erstarrung. Ich nehme wahr, dass wir uns aufgrund vieler Unwägbarkeiten, die uns gerade so vor die Füße fallen, viel zu sehr in diese Haltung flüchten: Nein, verbieten, ignorieren. Diese Reaktion ist nachvollziehbar, aber die Welt ist halt im Wandel – und das war sie immer schon. Nokia begann als Zellstofffabrik, produzierte Gummiwaren später Elektronik. Wrigley startete nicht mit Kaugummi, sondern mit Seife. Und IBM, heute als Technologieunternehmen bekannt, begann mit der Herstellung von Waagen, Zeitschreibern und Tabelliermaschinen. August Oetker hat als Apotheker mit Sommersprossensalbe experimentiert, bevor er Backpulver entdeckte. Foto und Film wurden digital. Studierte Grafikdesigner illustrierten und klebten Letraset, bevor sie durch Mediendesigner und später durch 99designs ersetzt wurden. Kurz: Die Zeiten ändern sich. Das alles so bleibt, wie es ist, ist ein Märchen. Mehr noch: „Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist nötig, dass alles sich verändert“ wie Giuseppe Tomasi di Lampedusa wusste. Denn: „… wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ – Friedrich Schiller. Es muss gar kein blindes „Ja“ sein, ein „ja schauen wir mal“ reicht da schon. Zum Beispiel mit ein paar neuen Fragestellungen: Wie können wir im Team mal ChatGPT ausprobieren? Welche spannenden Prompts könnten unser Wissen und unsere Arbeit bereichern? Wie kann ich damit bessere Testdaten erstellen? Oder besseren Code? Mag sein, dass am Ende kein produktiver Einsatz steht. Aber Erfahrung. Wissen. Auseinandersetzung. Oder ganz was anderes. Arbeitserleichterung. Effizienz. Spaß. Ein neues Produkt. Ein neuer Geschäftsbereich. Oder ... In diesem Sinne, prompten Sie mal „Nenne mir 10 konkrete Beispiele, wie mich KI in der <Branche> unterstützen kann?“

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Richard Seidl

Berater, Coach und Autor
Zu Inhalten

Richard Seidl ist Berater, Coach und Autor. Er hat in seiner beruflichen Laufbahn schon viel Software gesehen: gute und schlechte, große und kleine, neue und alte. Software so schön, dass man weinen könnte, und auch solche, wo es Fußnägel aufrollt. Für ihn ist klar: Wer heute exzellente Software kreieren möchte, denkt den Entwicklungsprozess ganzheitlich: Menschen, Kontext, Methoden und Tools.


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