Auf diese Weise produzieren wir viel digitalen Müll. Das Fatale an digitalem Müll: Er ist unsichtbar. Wir stolpern nicht darüber. Aus den Augen, aus dem Sinn. Dennoch ist digitaler Müll real und kostet Unternehmen Millionen. „Digitaler Müll“ meint:
- alle Softwarelösungen, die gebaut werden, aber nie live gehen,
- Funktionen oder Funktionsbereiche, die live gehen, aber nicht genutzt werden,
- Anwendungen, die doppelt gebaut werden, da keiner weiß, dass sie schon existieren.
Ungenutzte Software zu erstellen, verschwendet in Zeiten von Fachkräftemangel wertvolle Ressourcen. Ungenutzte Funktionen und redundante Anwendungen, die live sind, müssen gewartet und weiterentwickelt werden, was weiteren Aufwand erzeugt. Zudem verkomplizieren sie die IT-Landschaft unnötig. Warum produzieren wir so viel digitalen Müll? Immerhin scheitern laut Standish Chaos Report [7] 22 Prozent aller Softwareprojekte! Eine wesentliche Ursache dafür liegt im fehlenden Entwurfsprozess.
Es fehlt ein standardisierter Designprozess
Im Unterschied zu allen anderen technischen Disziplinen ist die Softwaretechnik die einzige Ingenieursdisziplin, die keinen standardisierten Entwurfsprozess und keine standardisierten visuellen Entwürfe für ihr Produkt hat [6]. Software zu gestalten – also zu designen, zu entwerfen, zu konzipieren – ist eine eigene Profession und keine Tätigkeit, die sich schnell nebenbei erledigen lässt (siehe Abb. 1).
Abb. 1: Standardisierte Entwurfsprozesse und visuelle Entwürfe existieren für alle Ingenieurswissenschaften – nur nicht für die Softwaretechnik. (Quelle: MaibornWolff)
Digital Design schließt die Lücke
Die Profession des Digital Design zielt darauf, diese Lücke zu besetzen. Den Terminus „Design“ verbinden wir im deutschsprachigen Raum vielfach verkürzt und reduzieren ihn auf „visuelle Gestaltung“. Das Digital Design Manifest des Bitkom fordert dagegen ganzheitliche Gestaltung [4] und nimmt damit eine umfassendere Perspektive auf den Design-Begriff ein. Digital Design baut eine Brücke zwischen der Welt des Business und der technischen Umsetzung. Von der Vision bis zum „ready-to-code“. Von der Einzellösung zur – meist multimodalen – Customer Journey [1] (siehe Abb. 2).
Abb. 2: Digital Design – das fehlende Puzzlestück (Quelle: BettercallPaul/Shutterstock)
Fachliche Gestaltung bis „unter" die Motorhaube
Fachliche Gestaltung im Softwareengineering hat in den letzten Jahren durch UX-Design und UI-Design an Popularität gewonnen. Dabei werden UI- und UX-Design allerdings oft vermischt, und UI-Design auf die visuelle Wahrnehmung grafischer Oberflächen und UX-Design auf Benutzerführung reduziert. Dennoch: Zumindest in diesem Feld ist das Bewusstsein angekommen, dass Gestaltung in der Softwareentwicklung eine zunehmende Bedeutung einnimmt. Fachliche Designarbeit muss sich hinter der Benutzeroberfläche fortsetzen. Eine digitale Lösung ist erst dann erfolgreich, wenn sie zuverlässig das tut, was fachlich gewünscht ist. Je wettbewerbsdifferenzierender und komplexer die fachlichen Anforderungen an eine Software sind, desto mehr solide Gestaltungsarbeit ist erforderlich. Vor allem in den Kernprozessen der Unternehmen. Das gilt für den B2C-Bereich genauso wie für den B2B-Bereich.
Ohne Grundlagen kein Design
Mit der Grundlagenarbeit geht es los! Wird in einem Digitalvorhaben kein Rahmen abgesteckt, werden Probleme und Ziele nicht sorgfältig durchdrungen und wird im Scoping nicht geklärt, was Aufgabe der Applikation ist und was nicht, ist die Basis für digitalen Müll gelegt. Zur Arbeit an den Grundlagen zählt auch, dass Digital Designer in die fachlichen Domänen eintauchen und sich mit den Prozessen, die die Applikation unterstützen soll, auseinandersetzen. Die fachlichen Domänen – wie im Bankwesen beispielsweise Zahlungsverkehr, Giro- und Einlagengeschäft, Wertpapiergeschäft, Kreditgeschäft und Leasing – sind der Ausgangspunkt für einen guten Komponentenschnitt. Hier spielen folgende Fragen eine Rolle: Wie ist das Unternehmen organisiert? Wer verantwortet welche Prozesse? Wo liegt die Verantwortung für welche Daten? Domänen sind die Basis für einen korrekten Systemschnitt auf IT-Seite und eine sinnvolle Verantwortungsverteilung auf Fachseite.
Digital Designer analysieren die zugrunde liegenden Prozesse und beantworten die vier W-Fragen „Wer macht was wann womit?“. Jedes vergessene W birgt ein potenzielles Risiko.
Nugget 1: Grundlagenarbeit ist ein Muss! Gerade ganz am Anfang eines Projekts sollten Digital Designer die Bilder aus den Köpfen der Stakeholder holen und eine Absprungbasis für die Designarbeit schaffen. Immer mit dem Ziel im Kopf: „Wir wollen das Richtige bauen!“
Die unsichtbaren Design-Bausteine unterhalb der Motorhaube
Oft vernachlässigt, aber für eine tragfähige Lösung von immenser Bedeutung, ist die Gestaltung der „unsichtbaren“ Bausteine eines Designs. Zentrale Elemente sind hierbei ein fachliches Komponentenmodell, ein Objektmodell und fachliche Schnittstellen. Diese Ergebnistypen müssen Digital Designer mit besonderer Sorgfalt erarbeiten und eindeutig dokumentieren. Es gilt, fachlichinhaltliche Zusammengehörigkeiten zu identifizieren.
Für den Schnitt in fachliche Komponenten sind folgende Punkte relevant:
- Wie lässt sich die Systemlandschaft in möglichst unabhängige Komponenten zerlegen?
- Welche fachliche Komponente ist der Master für welche Daten?
- Welche Komponente übernimmt welche Funktionalitäten?
- Welche Datenflüsse gibt es zwischen Komponenten?
Nugget 2: Auf Basis eines guten fachlichen Komponentenschnitts können entsprechend geschnittene Scrum-Teams weitgehend unabhängig voneinander arbeiten. In Wartung und Weiterentwicklung lassen sich so neue Funktionalitäten korrekt verorten. Außerdem wird verhindert, dass Fachlichkeit sogar doppelt gebaut wird.
Neben den Komponenten werden die Geschäftsobjekte, mit denen operiert wird, in einem Objektmodell klar strukturiert:
- Welche Daten gibt es?
- Wie können sie möglichst disjunkt Objekten zugeordnet werden?
- Welches Objekt ist Master welcher Daten?
Nugget 3: Wichtig ist, dass gleiche Dinge auch gleich heißen, und nicht gleiche Namen für unterschiedliche Dinge verwendet werden. Dies erzeugt Konsistenz in den Daten für die darauf operierenden Funktionen und vermeidet unnötige Datentransformationen. Ein Objektmodell ist unerlässlich für die Transparenz in einem Unternehmen!
Das A und O einer guten IT-Landschaft sind klare Schnittstellen:
- Welche Komponente versorgt eine andere Komponente mit Daten?
- Welche Informationen fließen über die Schnittstelle?
- Wann und wie häufig fließen die Informationen?
- Ist es ein Serviceaufruf, eine Push- oder Pull-, eine Komplett- oder Deltaversorgung?
Nugget 4: „Schmale“ Schnittstellen sprechen für einen guten Komponentenschnitt. Abgestimmte, dokumentierte Schnittstellen liefern Transparenz und erleichtern unabhängiges Gestalten und Entwickeln. Je früher, desto besser … der Teamschnitt sollte sich danach richten.
Digital Designer sorgen dafür, dass im Gesamtteam die Frage nach Querschnittskonzepten rechtzeitig auf dem Radar ist:
- Welche Anforderung an Historisierung und Versionierung gibt es?
- Wie werden diese Themen produktübergreifend gelöst?
- Welche vertraulichen oder geheimen Daten sind im Spiel?
- Welche Anforderungen hinsichtlich Security gibt es?
- Inwieweit unterstützt die angestrebte Technologie diese Anforderungen?
Nugget 5: Ein nachträglicher Einbau querschnittlicher Konzepte verursacht einen überdurchschnittlich hohen Aufwand. Ein „das machen wir später!“ ist bei aller Agilität an dieser Stelle fehl am Platz.
Die „unsichtbaren“ Bausteine eines Designs werden ergänzt durch Ergebnistypen, die als Input für die Projektabwicklung dienen und die sich aus fachlichen Aspekten ergeben. Das Digital Design ist damit Zulieferer für das Management. So ist es vor allem bei größeren Vorhaben eine Kunst, die richtige zeitliche Reihenfolge einzelner Umsetzungspakete zu finden. Ein wichtiges Steuerungselement hierfür ist die Roadmap, für die die Digital Designer den zentralen Beitrag leisten. Sie schneiden Umsetzungspakte, die fachlich sinnvolle Einheiten bilden, und bringen diese in Abhängigkeit zueinander:
- Welche fachlichen Abhängigkeiten gibt es zwischen Umsetzungspaketen (Epics, Features, …)?
- Welche Umsetzung kann erst nach Abschluss einer anderen Aktivität erfolgen?
- Diese fachlichen Pakete werden zusammen mit dem Programm-Management unter Einschätzung des IT-Aufwands in PIs (Program Increments) beziehungsweise Sprints eingetaktet.
Nugget 6: Eine fachliche Roadmap ist der Schlüssel für eine belastbare Umsetzungsplanung. Sie ermöglicht, ein Vorhaben termingerecht und im Budget ohne unnötige Reibungsverluste abzuwickeln.
Nicht zuletzt ist auch die Einführung einer neuen Software nicht trivial. Daher stellen sich die Fragen:
- Welche Einführungsstrategie (Big Bang, marktweise, produktweise, …) ist die beste?
- Wie erfolgt die Migration von einem Legacy-System in ein neues? Welche Migrationsszenarien gibt es? Ist dafür eine temporäre Zwischensoftware nötig? Wie sieht eine Datenmigration aus?
Nugget 7: Nur wenn man sich über Einführungsstrategie und Migration rechtzeitig Gedanken macht, kann eine Software in Betrieb genommen werden. Erst dann kommt sie wirklich bei den Usern an.
Digitaler Müll entsteht oft dadurch, dass die Arbeit an den Grundlagen vernachlässigt wirkt. „Ist doch eh schon alles klar!“ lautet die falsche Annahme. Zudem geraten die zahlreichen unsichtbaren Design-Bausteine unter die Räder. User-Storys sind nicht alles. Es ist die Aufgabe der Digital Designer, durch effektive Kommunikation diese unsichtbaren Bausteine im Rahmen eines Projekts sichtbar zu machen und zu klären (siehe Abb. 3).
Abb. 3: Die zentralen Bausteine des Digital Design (Quelle: BettercallPaul)
Gestaltung auf drei Horizonten
Viele der Design-Bausteine werden im Laufe der Zeit auf unterschiedlichen Granularitäten erstellt nach dem Motto: in der Ferne gröber, in der Nähe feiner. Diese unterschiedlich granularen Gestaltungsebenen zeigen sich im 3-Horizonte-Modell (siehe Abb. 4), das den Arbeitsraum von Digital Designern definiert [1].
Abb. 4: Die drei Horizonte des Digital Design (Quelle: BettcallPaul)
Der Shaping-Horizont stellt das gröbste Niveau dar. Hier geht es darum, das große Ganze zu formen – fachlich, technisch und organisatorisch – und dabei eine langfristige Perspektive einzunehmen. Die Ergebnisse auf diesem Level ändern sich eher selten.
Im Exploring-Horizont zerlegen Digital Designer das große Ganze in Teilaspekte. Die Gesamtidee wird verifiziert und konkretisiert. Digital Designer bewegen sich hier auf einem zeitlich mittelfristigen Horizont. Die Ergebnisse sind granularer als im Shaping und ändern sich hin und wieder.
Im Implementing-Horizont arbeiten Digital Designer mit einem zeitlich nahen Horizont von zwei bis drei Sprints. Hier gibt die agile Entwicklung den Takt vor, und das Team muss sich auf Details festlegen. Die Zusammenarbeit mit Entwicklern und Systemarchitekten ist entscheidend. Das Digital Design ist dafür verantwortlich, diese drei Horizonte stets im Blick zu behalten [2] und für Konsistenz zwischen Granularitätsniveaus zu sorgen. Digital Designer sollten sich stets fragen, ob konzeptionelle Entscheidungen auf einem Horizont Veränderungen auf einem anderen Horizont nach sich ziehen. Ziel ist es, nur das Richtige zu bauen und Blindleistung zu vermeiden.
Reverse-Shaping – wenn die Karre schon im Dreck ist
Manchmal wird erst im Laufe eines Projekts offensichtlich, dass gestalterisches Können fehlt und das Vorhaben auf wackeligen Füßen steht. Steigen Digital Designer mitten im Projekt ein, müssen sie zunächst herausfinden, wo das Vorhaben gestalterisch steht. Vorhandene Vorarbeiten werden oft nicht proaktiv zur Verfügung gestellt. Daher ist es wichtig, nach bereits vorhandenen Ergebnissen zu fragen, insbesondere nach denen des Shaping-Horizontes: Was ist die Vision? Wie sieht das fachliche Big Picture aus? Was sind die Meilensteine auf der Roadmap? Wo befindet sich das Vorhaben gerade?
Kann ein Projekt keine oder nur veraltete Stände wegweisender Dokumente vorweisen, ist „Reverse-Shaping“ angesagt: während das Projekt auf dem Implementing-Horizont im Detail weiterläuft, werden auf dem Shaping-Horizont mit den Projektentscheidern die Ziele des Vorhabens auf den Punkt gebracht, eine Vision beziehungsweise ein Big Picture der Zusammenhänge und Abhängigkeiten rekonstruiert.
Nicht vergessen: Die wichtigen rahmenstiftenden Ergebnisse sind mit dem gesamten Team zu vergemeinschaften! Nur so können Entscheidungen auf detaillierterem Niveau im festgelegten Korridor gefällt werden. Das Vorhaben hat so die Chance, ab sofort in die richtige Richtung zu laufen.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
- Bilder minimieren Missverständnisse. Flüchtige Begrifflichkeiten und Gedanken werden manifestiert.
- Bilder vermitteln Komplexes auf einen Blick und bleiben im Gedächtnis haften.
- Skizzen helfen, erste Ideen zu visualisieren und sie für andere verständlich zu machen.
- Diagramme, Illustrationen und Infografiken machen Lösungen greifbar.
- Bilder dienen als Basis für Diskussionen. Sie helfen, Verstandenes zu spiegeln. Das offen Dokumentierte reizt die Anwesenden. Ob Zustimmung oder Widerspruch – beides ist gut! Es befeuert den Prozess und die inhaltliche Auseinandersetzung kommt in Schwung.
Dabei gilt: Das Bild muss nicht schön sein – es muss den Inhalt strukturiert und schnell erfassbar darstellen. Skizzierte Strichmännchen, Kästchen und Pfeile mit Beschriftung können schon viel bewirken.
Gutes Digital Design bedeutet: Nicht 1000 Zeilen Text, sondern viele Visualisierungen mit 10 Zeilen Text! So werden Diskussionen effizienter, Ergebnisse plakativer und das Commitment darauf sicherer.
Was für Kompetenzen braucht ein Digital Designer?
In einer Welt, in der sich das Business mit seinen fachlichen Herausforderungen und die Welt der technologischen Umsetzung „sprachlos“ gegenüberstehen, fällt Digital Designern die Aufgabe zu, die Vielfalt von Perspektiven zu moderieren und im Miteinander etwas Neues zu schaffen. Damit dies gelingt, braucht es verschiedene Kompetenzen (siehe Abb. 5). Basierend auf dem Rollenideal Digital Design sind Gestaltungskompetenz, digitale Materialkunde, querschnittliches Wissen rund um Vorgehen und Methoden der Softwareentwicklung gefordert [3]. Laut Tom de Marco, der Software auch als „Peopleware“ bezeichnet [5], kommen zudem ein hohes Maß an Empathie und Softskills zum Repertoire dazu.
Abb. 5: Kompetenzfelder des Digital Design (Quelle: MaibornWolff)
Gestaltungskompetenz
Sie manifestiert sich in Tools und Methoden des Requirements Engineering, UX-Design, Interaktionsdesign usw. Digital Designer sollten den Willen zum Ausprobieren haben und es lieben, Vorstellungen zu hinterfragen, mehrere Entwürfe zu erstellen, Lösungsvorschläge wieder zu verwerfen und dabei ihren Methodenkoffer effektiv anwenden.
Digitale Materialkunde
Digital Designer müssen den Überblick über die technologischen Möglichkeiten haben, mit denen sie auf fachliche Herausforderungen antworten können. Sie kennen die Vor- und Nachteile von Technologien, Möglichkeiten und Grenzen, Chancen und Risiken. Lebenslanges Lernen ist ein Muss: Digital Designer bleiben neugierig gegenüber neuen technologischen Entwicklungen und lernen, diese schnell einzuordnen. Was ist ein Hype, der wieder verfliegt? Was ist belastbar und hat Zukunft?
Softwareengineering
Da Digital Design Teil des Softwareengineerings ist, müssen sich Digital Designer auch in dem Feld auskennen, in das ihre Designtätigkeit eingebettet ist. Dazu zählen die Softwareentwicklung allgemein, IT-Projektmanagementmethoden, die Dos und Don‘ts der agilen Vorgehensweise sowie der Qualitätssicherung und wirtschaftliche Aspekte.
Softskills & Empathie
Softskills und Empathie sind Basiskompetenzen des Digital Designers. Gut zuhören, Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen, Kommunikations-, Präsentations- und Moderationsfähigkeiten sowie Methoden des Konfliktmanagements sind essenziell. Zudem hilft psychologisches und systemisches Grundlagenwissen. Die Fähigkeit, im interdisziplinären Team zu arbeiten, ist ein absolutes Muss.
Digital Design als „Schirm“-Profession
Bei dieser Liste an Fähigkeiten kann man den Eindruck gewinnen, Digital Designer müssten Superman oder Superwoman sein. So ist es nicht gemeint. Kein Digital Designer kann dieses Wissen in der Tiefe in sich vereinen – insbesondere angesichts der zunehmenden Technologievielfalt (siehe Abb. 6).
Rollen und Leidenschaften innerhalb der Schirm-Profession (Quelle: MaibornWolff)
Digital Design ist als Schirmdisziplin zu verstehen, die sich in verschiedenen Rollen und Teildisziplinen manifestiert. Jedem Digital Designer und jeder Digital Designerin sollte bewusst sein, wo die persönlichen Schwerpunkte und Leidenschaften liegen. Wichtig ist das Wirken mit ganzheitliche Gestaltungsanspruch: Wo die eigene Kompetenz endet, sind Menschen mit entsprechendem Knowhow an den Tisch zu holen. Erst dann wird es wirklich rund!
Fazit – die Motorhaube muss gläsern werden
Ganzheitliche Gestaltung im Softwareengineering wird immer noch stark unterschätzt. Dass durch die Fehleinschätzung viel digitaler Müll entsteht, erkennen Unternehmen meist nicht. Die unsichtbaren Designarbeiten müssen wieder ins Rampenlicht des IT-Managements gerückt werden. Mindestens 30 Prozent eines digitalen Projekts sollten von Anfang an für Digital Design reserviert sein. Wenn Digital Designer rechtzeitig die Konzeption – auch unter der Motorhaube – und den richtigen Einsatz von Technologien übernehmen, hat die Software eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, live zu gehen und genutzt zu werden. Die Erfahrung zeigt: Projekte mit Digital Design sparen bis zu 60 Prozent des Codieraufwands, der sonst durch Blindleistung und unnötige Schleifen entsteht.
Die Motorhaube muss gläsern werden: Es braucht Digital Design von der Vision bis „unter die Motorhaube“ – zur Vermeidung von digitalem Müll!
Literaturangaben
[1] M. Beck, Wir brauchen mehr Digital Design!, in: Informatik Aktuell, 6.7.2021, siehe: www.informatik-aktuell.de/management-und-recht/projektmanagement/wir-brauchen-mehr-digital-design.html
[2] M. Beck, Nie wieder ohne Digital Design! Gemeinsam das Richtige bauen, in: ITSpektrum, 1/2022, https://www.sigs.de/artikel/gemeinsam-das-richtige-bauen/
[3] bitkom.org, Rollenideal Digital Design, siehe: www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Rollenideal-Digital-Design.html
[4] bitkom.org, Digital Design Manifest, siehe: www.digital-design-manifest.de
[5] T. DeMarco, Wien wartet auf Dich, Deutsche Ausgabe von Peopleware, Hansa-Verlag 1999
[6] C. Errey, Post 6: Is software engineering that different from all other engineering disciplines?, siehe: www.linkedin.com/posts/craig-errey-78b429_softwaredesign-softwareengineering-userexperience-activity-7168447524008128512-8BM4?utm_source=share&utm_medium=member_ios
[7] The Standish Group, Standish Chaos Report 2020, siehe: www.standishgroup.com/news/45