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Editorial JavaSPEKTRUM 2/25: Paralleluniversen in Java

Parallelität ist wie eine Band, die auf der Bühne steht: Jeder Musiker spielt sein Instrument, und sofern alles harmoniert, entsteht ein Meisterwerk und das Publikum applaudiert, wobei letzteres aus Entwicklersicht nur selten der Fall ist, was den Vergleich relativiert. Doch wehe, der Schlagzeuger verliert den Takt oder der Gitarrist spielt in einer anderen Tonart – dann verwandelt sich die Musik schnell in ein chaotisches Durcheinander und das Publikum reagiert entsprechend. Genau hier liegt die Herausforderung der Parallelität in der Softwareentwicklung: Sie ist gleichermaßen Chance und Risiko, Versprechen und Drohung, Kunst und Wissenschaft.

Editorial zur JavaSPEKTRUM 2/2025

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Michael Stal

Chefredakteur von JavaSPEKTRUM


  • 20.03.2025
  • Lesezeit: 3 Minuten
  • 213 Views

Die JVM, als Bühne zahlloser Anwendungen, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem wahren Orchestergraben für Parallelität entwickelt. Mit Werkzeugen wie Threads, Fork/Join-Pools und modernen Features wie Virtual Threads bietet sich uns ein beeindruckendes Arsenal, um die Herausforderungen der Nebenläufigkeit zu meistern. Doch wie in der Musik gilt auch hier: Die besten Instrumente garantieren noch lange keine gute Performance. Es braucht Verständnis, Übung und ein feines Gespür für die Komplexität des Zusammenspiels.

Nebenläufigkeit beziehungsweise Parallelität ist kein neues Thema. Doch mit der zunehmenden Verbreitung von Mehrkernprozessoren und der wachsenden Nachfrage nach hoch performanten Anwendungen hat sich ihre Bedeutung vervielfacht. Die JVM, einst als Plattform für einfache, plattformunabhängige Anwendungen konzipiert, hat sich zu einem Katalysator für hochskalierbare, parallele Systeme entwickelt. Dabei ist die JVM nicht nur ein Werkzeugkasten, sondern auch ein Lehrmeister, der mit jedem neuen Feature die Entwicklergemeinschaft vor neue Herausforderungen stellt.

Ein Blick auf die Geschichte der Parallelität auf der JVM zeigt, wie weit der Weg bereits gegangen ist. Von den klassischen Java-Threads aus den 1990er-Jahren, über die Einführung des java.util.concurrent-Pakets in Java 5 bis hin zu den jüngsten Entwicklungen wie Virtual Threads und Structured Concurrency: Jede dieser Innovationen hat die Art und Weise, wie sich parallele Programme schreiben lassen, revolutioniert. Doch mit jeder neuen Möglichkeit kommen auch neue Fallstricke. Deadlocks, Race Conditions und andere klassische Probleme der Parallelität sind auch heute noch allgegenwärtig – sie haben lediglich neue Formen angenommen.

Die Einführung von Virtual Threads ist ein Paradebeispiel für die Evolution der Parallelität auf der JVM. Anstatt sich mit den Einschränkungen von Betriebssystem-Threads abzufinden, bietet diese Technologie eine leichtgewichtige Alternative, die es ermöglicht, Millionen von Threads gleichzeitig auszuführen. Doch wie bei jeder neuen Technologie stellt sich unweigerlich die Frage: Ist dies die Lösung aller Probleme oder nur ein weiteres Werkzeug, das wir mit Bedacht einsetzen sollten? Die Antwort liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen. Virtual Threads sind kein Allheilmittel, sondern ein mächtiges Werkzeug, das in den richtigen Händen wahre Wunder bewirken kann – und in den falschen Händen für ebenso großes Chaos sorgen könnte.

Die JVM bietet eine faszinierende Plattform, um diese Fragen zu erforschen. Mit ihren mächtigen Werkzeugen und ihrer reichen Geschichte ist sie ein Laboratorium für die Erforschung der Parallelität. Doch wie in jedem Labor gibt es auch hier Risiken. Wer sich ohne ausreichendes Wissen und Verständnis in die Welt der Concurrency wagt, riskiert, von den komplexen Wechselwirkungen überwältigt zu werden. Doch wer die Geduld und das Engagement aufbringt, die Feinheiten der Parallelität zu meistern, sieht sich mit einer tiefen Einsicht in die Funktionsweise moderner Software belohnt.

Parallelität rockt – aber sie ist kein Selbstläufer. Sie erfordert Disziplin, Kreativität und ein tiefes Verständnis der zugrunde liegenden Konzepte. Die JVM bietet die Bühne, die Instrumente und die Partitur. Doch es liegt an den Entwicklern, die Musik zu machen. Und wie in jeder Kunstform gilt: Die besten Ergebnisse entstehen, wenn Technik und Inspiration Hand in Hand gehen.

Ihr Prof Dr. Michael Stal




Zur Ausgabe JavaSPEKTRUM 2/2025 -> Parallelität rockt! – Concurrency auf der JVM

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Michael Stal

Chefredakteur von JavaSPEKTRUM
Zu Inhalten

Prof. Dr. Michael Stal beschäftigt sich bei der Corporate Technology der Siemens AG mit Software- und Systemarchitekturen, Digitalisierung und KI. An der University of Groningen hält er Vorlesungen und betreut Doktoranden. Außerdem ist er Chefredakteur von JavaSPEKTRUM.


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