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Eintauchen in eine digitale Welt

Virtuelle Realität (VR) ist ein Widerspruch in sich. Wie kann etwas, das "virtuell" ist, zugleich "real" sein? Dem Begriff nach ist etwas, das virtuell ist, gerade nicht in der Realität vorhanden. Und die Realität selbst ist per se vorhanden, kann also nicht virtuell sein. Es ist vielleicht gerade dieses Oxymoron, das VR so interessant macht.

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Uwe Haneke

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  • 27.10.2023
  • Lesezeit: 4 Minuten
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Das Durchwandern künstlicher Welten in 3-D in einem Fantasy-Spiel oder das Betreten von van Goghs Nachtkaffee in Arles, das Eintauchen in neue Realitäten fasziniert. Auch im beruflichen Alltag: Das (gemeinsame) Konstruieren und Testen neuer Bauteile im virtuellen Raum, notwendige Schulungen für Feuerwehr und Polizei in realitätsnahen, aber gefahrenfreien Umgebungen oder das Arbeiten im virtuellen Office, wie es gerade erst von Apple wieder versprochen wurde, sind beeindruckende und oft auch wichtige Erweiterungen unserer Arbeitswelt.

Mit "Immersiver Virtueller Realität" legt Matthias Wölfel das erste Buch auf Deutsch vor, das sich vertieft mit dem Thema der Immersiven VR auseinandersetzt. Bei Immersiver VR sprechen wir von Systemen, die, im Gegensatz zu nichtimmersiven Systemen (z. B. virtuelle Welten, die am Bildschirm aufgebaut werden) oder AR-Anwendungen (Erweiterung der Realität um digitale Inhalte), ein tatsächliches Eintauchen in eine digitale Welt ermöglichen.

Der Autor verdeutlicht in seinem Buch eindrucksvoll, wie vielschichtig und komplex das Thema Immersive VR ist. Will man ein immersives Erlebnis vermitteln, spielen nicht nur die Programmierung und die Technik selbst eine Rolle. Es müssen ebenso Aspekte der visuellen und der auditiven Wahrnehmung und vieles mehr berücksichtigt werden.

Das Buch ist in drei große Blöcke unterteilt: Theorie, Technologie und Anwendung. Die Struktur ist so angelegt, dass man es nicht linear lesen muss, sondern, etwa im Stile eines Handbuchs, die Kapitel wählen kann, für die man sich besonders interessiert. Kapitel, die je nach Use-Case, den man umsetzen möchte, weniger von Belang sind, können ausgelassen werden. Der Lesende kann daher seinen eigenen Pfad durch das Buch definieren.

Matthias Wölfel Immersive Virtuelle Realität: Grundlagen, Technologien, Anwendungen Seiten: 407 Verlag: Springer Vieweg ISBN: 978-3662669075 Sprache: Deutsch

Erfährt man im ersten Block „Theorie“ viel über die Grundlagen zu Themen wie Interaktion in VR, User-Interfaces oder auch die Fortbewegung in VR, bietet der Abschnitt "Technologie" Einblicke in die Bereiche Nutzererfassung und Sensorik, Tracking oder zu heute bereits bestehenden Möglichkeiten für Ausgabesysteme (bis hin zu Kontaktlinsen-Displays oder Systemen mit Kraftrückkopplung).

Im Teil "Anwendung" erfährt der Lesende abschließend, wie Immersive VR in verschiedensten Bereichen genutzt werden kann. Von VR-Spielen über immersives Lernen bis hin zum Aufbau einer neuen filmischen Realität, in der dem Zuschauenden plötzlich eine aktive Rolle zukommt, sind im Buch zahlreiche anschauliche Beispiele zu finden. Der Autor spannt hier einen weiten Bogen, der uns erahnen lässt, was Immersive VR in den kommenden Jahren alles für uns bereithält.

Wichtige Aspekte, wie Ethik oder Altersbeschränkungen, werden im Buch gezielt diskutiert. Das Buch beschränkt sich damit nicht nur auf die Entwicklung von VR-Anwendungen, sondern berücksichtigt auch die Wirkmächtigkeit von Immersiver VR. Angesichts aktueller Diskussionen rund um KI, wo diese Aspekte viel zu spät adressiert wurden, ein sehr begrüßenswerter Schritt.

Zahlreiche Hinweise auf weiterführende Literatur im Anschluss an jedes Kapitel ermöglichen es den Lesenden, sich gezielt zu einzelnen Themen zu vertiefen. Während man den historischen Überblick zur Entwicklung von VR vielleicht weniger kleinteilig hätte gestalten können, wünscht man sich bei den besprochenen Anwendungsfällen zum Teil noch mehr Details oder zusätzliche Abbildungen. Beispielsweise im Falle der Balloninstallation Super Nubius 1834. Aber vermutlich musste hier auf den Umfang des Buchs mit seinen gut 400 Seiten geachtet werden.

Wer sich für die Entwicklung von VR-Anwendungen im deutschsprachigen Raum interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Es bietet einen exzellenten Überblick über die Möglichkeiten und Anforderungen im Zusammenhang mit Immersiver VR. Matthias Wölfels Buch zeigt aber auch, wie weit wir zum Teil noch von einer tatsächlichen Immersion entfernt sind, wenn die Anwendungen mehr als nur visuelle und auditive Reize umfassen sollen.

Immersive Virtuelle Realität mit ihrem riesigen Potenzial steckt daher noch am Anfang ihrer Entwicklung und das Buch von Matthias Wölfel nimmt uns mit auf diese Reise, indem es uns die Möglichkeit bietet, in diese Welt "immersiv" einzutauchen.

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Prof. Dr. Uwe Haneke ist seit 2003 Professor für Betriebswirtschaftslehre und betriebliche Informationssysteme an der Hochschule Karlsruhe (HKA). Dort vertritt er u. a. die Bereiche Business

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