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Ernsthaft, Elon? Der neue Tesla-Bot

Beim „Tesla AI Day“ steckt Chef Elon Musk einen jungen Mann in eine Strumpfhose. Dann verkündet er die Präsentation eines freundlichen und völlig ungefährlichen, humanoiden Tesla-Bots im nächsten Jahr. Er wird für uns Menschen einfache Aufgaben erledigen. Ein Witz?
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Dr. Stefan Wess

geschäftsführender Gesellschafter


  • 29.10.2021
  • Lesezeit: 3 Minuten
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Elon Musk ist ein Macher. Mit seinen Unternehmen Tesla und SpaceX hat er schon viel geleistet, daran besteht kein Zweifel. Auch nicht daran, dass er sich dabei immer wieder gegen Widersacher durchsetzen musste. Mit Erfolg. Ohne Zweifel gab es auch große Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und ohne jeden Zweifel zeigte der diesjährige Tesla AI Day viel Substanz und wirklich beeindruckende KI-Technologien. Ich schreibe dies alles hier mit Absicht, damit meine folgende Aussage leichter angenommen wird, denn ich finde: Die Ankündigung eines Tesla-Bots durch Elon Musk ist völlig haltlos. Sie ist nicht mehr als ein schlechter Witz, ein vollmundiges Versprechen ohne jede wirkliche Substanz.

"Die Ankündigung eines Tesla-Bots ist ein vollmundiges Versprechen ohne jede wirkliche Substanz""

Der Zeitpunkt der Ankündigung scheint auch nicht zufällig gewählt. Die Auslieferung des Tesla-Autopiloten verschiebt sich immer weiter in die Zukunft, die Fortschritte sind hier nur gering. Zudem muss Tesla sich in verschiedenen Gerichtsverfahren seinen eigenen Ankündigungen stellen. Unabhängige Untersuchungen sehen Tesla bei Autopiloten statt, wie von Elon Musk behauptet auf dem ersten, eher weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Der von Tesla verfolgte technologische Ansatz für einen Autopiloten wird von keinem anderen Wettbewerber verfolgt. Zumindest auf diesem Gebiet verliert Elon Musk also mehr und mehr den Nimbus des technologischen Genies. Der neue Tesla-Bot soll es nun richten, Kunden beruhigen und Investoren und Fans begeistern – ein Mann in einer Strumpfhose. Dabei sind die aktuellen Fortschritte in der Robotik wirklich beeindruckend. Videos von Unternehmen wie Boston Dynamics oder von japanischen Universitäten zeigen, dass humanoide Roboter immer mehr Aufgaben von Menschen übernehmen könnten. KI leistet hier wirkliche ganze Arbeit. Die Herausforderung liegt aktuell nicht mehr in der Sensorik, der Motorik und der Steuerung eines humanoiden Roboters. Die wahre Herausforderung liegt derzeit immer noch „im Hirn“, also der Orientierung von Robotern in einer völlig chaotischen, sich ändernden und nicht vorhersehbaren Welt. Ähnliches können wir derzeit auch bei Robotaxis beobachten: Fahren ist inzwischen kein Problem mehr. Sicheres Fahren in allen denkbaren Situationen jedoch schon. Mit einem hat Elon Musk daher recht: Sollte es Tesla wirklich gelingen, am Ende einen funktionierenden Autopiloten auf Level 5 zu entwickeln und erfolgreich auf die Straße bringen, dann ist der Schritt zu einem Tesla-Bot wirklich nicht mehr weit. Das Problem dabei ist nur, dass die Aussage „Unsere Teslas sind heute schon Roboter auf Rädern“ einfach nicht den Tatsachen entspricht. Ob der Autopilot von Tesla am Ende erfolgreich ist, ist immer noch nur eine sehr große Wette.

"Auch technologisch sehr erfahrene Menschen sind anfällig für den Dunning-Kruger-Effekt"

Noch schlimmer als die vollmundigen KI-Ankündigungen von Elon Musk empfinde ich aber die Diskussionen der Musk-Fan-Boys darüber in den sozialen Medien. Sie teilen Posts mit wie: „Alle sagten, es geht nicht, und dann kam Elon Musk, der wusste dies nicht und hat es einfach gemacht.“ Ganz am Anfang eines Lernprozesses wissen Menschen zumeist, dass sie noch etwas zu lernen haben, was sie vor Selbstüberschätzung schützt. Nachdem sie aber einige Erfahrungen gesammelt haben, fällt mir immer wieder auf, wie anfällig gerade auch technologisch sehr erfahrene Menschen für Selbstüberschätzung aufgrund des Dunning-Kruger-Effekts sind. Gerade im Bereich der künstlichen Intelligenz. Leute, will ich dann schreien, der neue Tesla-Bot war nur ein Mann in einer Strumpfhose! Und dies wird, wie auch beim Tesla-Autopiloten, wohl für eine ganze Weile noch so bleiben.

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Dr. Stefan Wess

geschäftsführender Gesellschafter
Zu Inhalten

Dr. Stefan Wess ist geschäftsführender Gesellschafter der Empolis Management GmbH, anerkannter Hightech-Experte und KI-Pionier. Er ist außerdem Mitglied im Aufsichtsrat des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), im Vorstand der Science & Innovation Alliance Kaiserslautern sowie Kurator der Fraunhofer Gesellschaft.


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