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Fünf Zeilen je Methode: „Five Lines of Code“ von Christian Clausen

Das Computerspiel „Duke Nukem Forever“ und dessen von „when its done“ daher redendes Entwicklerteam sind Futter für Memes und Legenden – in der Praxis gilt so gut wie immer, dass ein System irgendwann fertig werden muss, so es Werte schaffen soll. Unendliche Refactoring-Orgien stehen diesem Ziel logischerweise diametral entgegen. Christian Clausen beginnt seine Überlegungen mit Gedanken dazu, an welcher Stelle in einem Projektlebenszyklus Refactoring seine Stärken optimal ausspielen kann und wo im Code Refactoring den besten Return of Investment liefert. Analog zu sinnlosem Optimieren gilt nämlich auch bei der Arbeit mit Refactoring, dass manche Teile eines Systems „lobenswertere“ Ziele für Verbesserungsoperationen darstellen.

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Tam Hanna

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  • 21.04.2023
  • Lesezeit: 3 Minuten
  • 49 Views

Lehrbücher zu Refactoring kommen logischerweise nicht ohne Betrachtung von Code aus.

Codieren erzeugt Code

Der Autor setzt im ersten Teil seines Buchs auf einen Problem-Lösungs-Prozess: Dank zweispaltigem Satz erscheinen ein problematisches Listing und sein didaktisch besser geeignetes Pedant im Druck nebeneinander, was dem Leser das Vergleichen der Passagen und die Abstraktion von Handlungsanweisungen erleichtert. Teilweise bewusst radikal gehaltene Richtlinienkonzepte – der Buchtitel kommt hier zu Ehren – fordern den Leser dazu auf, eigene Überlegungen zur Struktur des hauseigenen Codes anzulegen. Lobenswert ist dabei, dass „five lines of code“ keinen pragmatischen Zugang an den Tag legt: So findet der geneigte Leser auch ein Kapitel, das die Interaktion mit Code geringerer Qualität illustriert.


Während sich viele Lehrbücher zu Refactoring auf das Aufstellen von „Code Smells“ beschränken, entscheidet sich Clausen für einen holistischen Ansatz. Im zweiten Teil des Buchs wendet sich der Autor deshalb Themen wie der kooperativen Zusammenarbeit mit dem Compiler zu, um – Stichworte wie Typsystem sind hier von hoher Relevanz – durch intelligente Strukturierung des Workflows das Erreichen hoher Codequalität mit niederem Aufwand zu ermöglichen.

Eine Einführung von Systemen zum Zwangs-Linten des Codes im Rahmen seiner Kompilierung sucht der Leser hier allerdings vergeblich. Stattdessen finden sich beispielsweise Gedanken dazu, warum der beste Code der ist, der nicht geschrieben wird. Auch die Ausführungen zur Rolle von Kommentaren folgen dem Gedanken des Less is More. Dass in diesem Bereich auch Gedanken zu Themen wie Kontrollfluss und Strukturierung von Code nicht fehlen dürfen, folgt aus der Logik. Traditionsbewusste Leser ärgern sich beim Durchackern von „five lines of code“ an zwei Stellen: erstens an der altklug wirkenden Einlassung der Lektorin über das Eindeutschen beziehungsweise Nicht-Eindeutschen von Teilen des Texts, zweitens, dass Clausen als Lehrsprache auf TypeScript setzt. Beides erweist sich in der Praxis aber als Sturm im Wasserglas, der nicht über die sehr lesenswerte Zusammenstellung von Refactoring-Hinweisen wegtäuschen soll. Aus didaktischer Sicht ist die Nutzung von TypeScript nach Ansicht des Rezensenten sogar hilfreich, weil der Leser so zu „Überlegungen über die Design-Patterns“ animiert wird.

Fazit

Mit „five lines of code“ liefert der Rheinwerk Verlag ein Lehrbuch, das insbesondere fortgeschrittene Entwickler zu einer wesentlichen Verbesserung ihrer Codequalität anleitet. Die – teilweise zugegebenermaßen kontroversen – Ratschläge und Richtlinien sind nicht zur rigiden Umsetzung, sondern viel mehr zur Kontemplation vorgesehen. Nach Ansicht des Rezensenten ist dies ein Werk, das sich insbesondere an Personen mit mehr als zwei Jahren Codiererfahrung richtet, dort aber immens hilfreich ist.

Christian Clausen
Five Lines of Code: Clean Code durch gezieltes Refactoring
Seiten: 388
Verlag: Rheinwerk Computing, 2022
ISBN Print: 978-3-8362-9224-5
Sprache: Deutsch

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Tam Hanna beschäftigt sich mit der Programmierung von Mobilcomputersystemen und dem Design/Prototyping von Prozessrechnern und IoT-Systemen.


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