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Good Work ist New Work

Wenn Corona etwas Gutes hatte, dann das Homeoffice. So dürfte das zumindest ein Teil der Arbeitnehmer empfunden haben, der aufgrund der Pandemie ganz oder teilweise von zu Hause aus arbeiten konnte.
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Frank Roth

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  • 25.09.2020
  • Lesezeit: 5 Minuten
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Lohnt der Weg zurück ins Büro überhaupt? Aus Sicht der Unternehmer schon. Und das, obwohl sich durch das Arbeiten der Belegschaft an einem anderen Ort Ausgaben reduzieren lassen. Reisen? Wieso nicht einfach ein Video-Call? Abstimmung zu einem Projekt? Geht doch auch in Microsoft Teams. Sogar Schreibtische und damit Quadratmeter und Mieten können eingespart werden.

Doch so einfach ist es aus mehreren Gründen eben nicht – und immer mehr Brainworker wandern nun vom Home zurück ins Office. Wo bleibt da der New-Work-Gedanke?

Das Konzept des „New Work“

Betrachtet man das Konzept des „New Work“, hat dieses nicht automatisch das Homeoffice zur Folge. Viel mehr geht es um ein digitales und effizientes agiles Arbeiten nach eigenen Bedürfnissen, wobei auch die Anforderungen des Arbeitgebers nicht in den Hintergrund rücken dürfen.

In Corona-Zeiten heißt das nicht selten Kinderbetreuung und Homeschooling am Mittag, nebenbei die Teilnahme an diversen Video-Calls und Web-Konferenzen bei überlastetem WLAN, Erledigung des Jobs in den Abendstunden. Kernarbeitszeiten sind faktisch aufgehoben. Pausen, wie es sie am Arbeitsplatz im Büro ganz natürlich aufgrund eines Raumwechsels oder Stopps an der Kaffeemaschine gab, sind im Eigenheim nicht mehr gegeben. Und: Kollegen, die im Kundenkontakt stehen, tragen eine ganz besondere Verantwortung. Sind sie nicht erreichbar, bricht schlimmstenfalls der Umsatz ein.

Für Arbeitgeber mündet all das in einem massiven Vertrauensvorschuss oder einem ausgefeilten Monitoring-Konzept – auf jeden Fall aber in neuen Anforderungen an die Führungskräfte. So entsteht oft ein Wildwuchs an Apps und Tools, mit denen Aufgaben vergeben, terminiert, kontrolliert, Dateien und Arbeitsdokumente ausgetauscht werden. Das ist ohne übergeordnetes IT-Konzept nicht nur kompliziert und arbeitsintensiv, sondern ruft verstärkt Datenschützer auf den Plan, die jetzt vermehrt Lücken bei der Einhaltung der EU-DSGVO aufdecken.

Wie verlockend ist es also wirklich, diese „neue Arbeitsrealität“ in einen Alltag nach Corona zu überführen?

Homeoffice ist nicht gleich New Work

Dennoch hat sich das flexible Arbeiten zuhause für viele Arbeitnehmer als angenehm hervorgetan. Viele von ihnen genießen die neugewonnene Freiheit und schaffen es trotz häuslicher Verpflichtungen bestens, ihre Arbeit zu erledigen. Dies wird von Unternehmen respektiert.

Doch während einige Unternehmen wie Twitter oder Facebook dem Personal künftig freistellen, wie und wo es arbeiten möchte, sind andere klar für eine Rückkehr in „altbewährte Prozesse“. Ein Grund dafür ist auch die deutsche Gesetzgebung. So ist das Homeoffice ganz klar mit Regeln und Pflichten hinsichtlich des Arbeitsschutzes verbunden. Das heißt zum Beispiel, dass der Arbeitgeber für sichere Arbeitsbedingungen, einen ergonomischen Arbeitsplatz und die arbeitsmedizinische Vorsorge sorgen muss. Arbeitnehmer müssen Vorgesetzten daher sogar Zutritt zur Wohnung gestatten, um genannte Umstände und deren Kontrolle gewährleisten zu können.

Abb. 01: Müssen Arbeitgeber ihre Mitarbeiter künftig doppelt mit IT ausstatten?

Erst kürzlich wurde zudem beschlossen, dass die Homeoffice-Mehrkosten für die Corona-Zeit von Bürgern steuerlich geltend gemacht werden können. Schaut man konsequent voraus, ergeben sich daraus viele weitere Fragen: Wie steht es um Betriebskosten wie Telefon und Internet, um Arbeitsmittel wie Laptops oder Bildschirme? Belasten diese Kosten in Zukunft das Portemonnaie des Betriebs? Bedarf es außerdem einer doppelten Ausstattung eines jeden Kollegen, damit er im Falle einer zeitweisen Rückkehr ins Büro nicht zuhause erst alle Gerätschaften wieder abbauen muss?

Vieles ist hier in der Schwebe, das zumindest für viele kleine und mittelständische Unternehmen gegen durchgängige Homeoffice-Regelungen spricht. Bei näherer Betrachtung stellt sich auch für die Mehrheit der Belegschaft heraus: Es ist nicht das Homeoffice, das sie sich wünschen. Es ist das mobile Office.

Schichtbetrieb = Hybrides Arbeiten

Beim mobilen Arbeiten ist der Mitarbeiter nicht ortsgebunden. Er arbeitet stattdessen eher wie ein Freelancer: Aufgaben werden erledigt zu Uhrzeiten, an denen man sich für leistungsfähig hält, an Orten, an denen man sich gerade bewegt.

Zwar greifen auch hier Arbeitsschutzbestimmungen, diese entziehen sich jedoch weitgehend den Kontrollmöglichkeiten des Arbeitgebers. Zudem lässt diese Form sich auch mit Präsenzzeiten im Büro kombinieren. Das löst Herausforderungen wie den persönlichen Austausch, den zeitnahen Soll-/Ist-Abgleich oder die fehlenden Pausen – und stärkt nicht zuletzt das Teambuilding.

Abb. 02: Hybrides Arbeiten umfasst auch das mobile Arbeiten – an jedem Ort der Welt.

Das „hybride“ Arbeiten gibt dem Mitarbeiter ausreichend Gestaltungsspielraum, damit er seiner präferierten Arbeitsweise, -zeit, -lokalität folgen kann. Es erlaubt Führungskräften aber auch, positiv Einfluss zu nehmen und Prozesse besser zu steuern.

Flexibilität in geordneten Bahnen

Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat gezeigt, wie schnell und flexibel selbst eher schwerfällige Unternehmen sind, wenn es darum geht, Mitarbeiter arbeitsfähig und den Betrieb am Laufen zu halten – selten waren Heimarbeitsplätze und Serverzugriffe aus der Ferne so schnell eingerichtet wie jetzt.

Als Treiber der Digitalisierung hat ein schädliches Virus so also auch positive Nebeneffekte erzielt. Neben der Arbeitsweise, die sich innerhalb weniger Wochen von „alle im Büro“ zu „alle im Homeoffice“ zu „Schichtbetrieb im Office“ gewandelt hat, verändert sich auch der Anspruch an den Arbeitsplatz. Bedürfnisse und Ziele jedes Einzelnen stehen mehr denn je im Mittelpunkt, Diskussionen werden gefördert statt im Keim erstickt. Diese Aufbruchsstimmung ist, was es braucht, um die aktuell gelebte „New Work“ gemeinsam in geordnete Bahnen zu lenken.

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Frank Roth

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Frank Roth steht seit mehr als 20 Jahren im Zentrum der Arbeits- und Technologie-(R)evolution. Als Vorstand der AppSphere AG ist er für Personal, Finanzen, Sales und Marketing zuständig. Er ist außerdem Initiator der „Cloud Services Made in Germany“-Initiative, Mitwirkender beim „Weißbuch Arbeiten 4.0“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie Vorstand des CyberForum e.V.

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