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Nach dem Siegeszug der Industrieroboter kommen nun humanoide, zweibeinige Roboter in Mode. Beispielsweise will Elon Musk in rund drei bis fünf Jahren den ersten vollautonomen Haushaltsroboter mit dem Namen Optimus ausliefern. Danach will er jährlich Millionen von Tesla-Bots produzieren – zu einem unglaublichen Stückpreis von rund 20.000 US-Dollar. Realität oder, wie bisher auch, reine Science-Fiction?
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Dr. Stefan Wess

geschäftsführender Gesellschafter


  • 16.12.2022
  • Lesezeit: 3 Minuten
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Der Begriff Roboter taucht erstmals 1921 in einem Theaterstück von Karel Capek auf. Er ist abgeleitet von dem tschechischen Wort „robota“, das Zwangsarbeit bedeutet. Nach dem neusten World Robotics Report wurden 2021, also genau hundert Jahre später, weltweit 520.000 neue Industrieroboter in Betrieb genommen, weltweit sind nun 3,5 Millionen Roboter im Einsatz. Sie kleben, montieren, verpacken und schweißen und sind aus den Produktionshallen dieser Welt nicht mehr wegzudenken. Noch nicht sonderlich verbreitet sind im Gegensatz dazu die humanoiden Roboter, die wir alle aus Science-Fiction-Filmen und -Romanen kennen. Anders als Industrieroboter sind sie eine mechanische Kopie des menschlichen Körpers. Bislang findet man sie vor allem in der Forschung und als Marketing-Gag auf Messen. Doch nun will auch Elon Musk mit dem Tesla Bot in den Markt der humanoiden Roboter eintreten. Angekündigt wurde „Optimus“ mit einer großen Marketingshow am Tesla AI Day. 1,73 Meter soll er groß sein, 57 Kilogramm wiegen und „langweilige“ Tätigkeiten wie den täglichen Einkauf für seinen Besitzer übernehmen. Doch viel wichtiger als das, was dort gezeigt wurde, ist aus meiner Sicht das, was bisher nicht gezeigt oder gesagt wurde: Eine klar umrissene Vision für das, was Optimus in Zukunft alles leisten soll! Es gibt keine Klarheit über eine mögliche Killer-Anwendung, keine klare Markteinführungsstrategie und kein klares Unterscheidungsmerkmal zu Wettbewerbern. Insgesamt eine Art von Präsentation, die man vielleicht bei einem Robotics-Start-up erwartet hätte. Robotics-Expertin Rebecca Yeung nannte Optimus auf Twitter gar abfällig „ein Studentenprojekt“.

„Weltweit sind nun 3,5 Millionen Roboter im Einsatz“

Zudem erklärt Musk bislang nicht, warum Tesla den Roboter genau auf diese spezifische Weise bauen will und wie Tesla die finale KI von Optimus realisieren wird. Wie wird das System entscheiden, was sicher und was wichtig ist, in einem Haus voller unbekannter Objekte, Menschen und Haustieren, die kommen und gehen? Und auf der Straße ...? Vom autonomen Fahren auf vier Rädern zum autonomen Putzen auf zwei Beinen: Elon Musk sieht den humanoiden Roboter Optimus ganz einfach als einen Tesla auf zwei Beinen mit aus seiner Sicht erheblichen Synergien: Antriebe, Steuerungen, Navigation und vor allem die KI könnten gemeinsam entwickelt und genutzt werden. Auf den ersten Blick ein genialer Plan, nur wird er wahrscheinlich nicht funktionieren. Nicht falsch verstehen: Die von Tesla präsentierte KI-Technik ist eindrucksvoll und auch wegweisend. Es stellt sich mir aber immer wieder die Frage, ob dies alles wirklich schon für einen voll autonomen Roboter – ein voll autonomes Robotaxi – und all die hochfliegenden Ankündigungen ausreicht, oder ob die Komplexität der Aufgabenstellung wieder einmal komplett unterschätzt wird. Auch die Tatsache, dass Elon Musk nun schon bereits vor acht Jahren die Welt mit einem Video von einem kurz vor der Einführung stehenden Robo-Tesla verblüffte, weckt kein Vertrauen in seine neuen Tesla Bot-Ankündigungen. Wie auch schon beim autonomen Fahren bleiben auch beim autonomen Roboter sehr viele Fragen offen und die Experten skeptisch.

„Wird der humanoide Roboter Optimus ein Tesla auf zwei Beinen?“

Wenn Musk aber mit seinem autonomen Robo-Tesla scheitert, so scheitert zwangsläufig auch der Tesla Bot. Wieder einmal stärkt Elon Musk mit Tesla Bot daher sein wichtigstes Produkt: den eigenen Aktienkurs. Am Ende bleibt Optimus damit sehr OPTImistisch, also eher ein NoRobot als I Robot.

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Dr. Stefan Wess

geschäftsführender Gesellschafter
Zu Inhalten

Dr. Stefan Wess ist geschäftsführender Gesellschafter der Empolis Management GmbH, anerkannter Hightech-Experte und KI-Pionier. Er ist außerdem Mitglied im Aufsichtsrat des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), im Vorstand der Science & Innovation Alliance Kaiserslautern sowie Kurator der Fraunhofer Gesellschaft.


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