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Jetzt handeln: Die zeitgemäße Transformation von SAP ECC ZU S/4HANA – ein Praxisleitfaden

In unserer von digitalen Innovationen geprägten Welt wird die Migration von SAP ECC zu S/4HANA für Unternehmen zu einer entscheidenden Weichenstellung. Der Paradigmenwechsel in der Unternehmenssoftware erfordert eine zeitnahe und strategisch durchdachte Herangehensweise.

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Stefan Witt

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  • 12.04.2024
  • Lesezeit: 7 Minuten
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Bereits Ende 2027 läuft der kostenlose Support von SAP ECC 6.0 aus. Ursprünglich stand sogar Ende 2025 im Raum, jedoch erkannte SAP, dass die meisten Unternehmen an der alten Version festhalten, da sie die Risiken und Aufwände für eine Migration scheuen. Grund hierfür sind die typischen Mechanismen in Unternehmen, die zum Tragen kommen, wenn sich Mitarbeiter*innen und Endnutzer*innen nach langer Einarbeitung, Schweiß und Tränen an eine Systemlandschaft gewöhnt haben. Die Migration eines so fundamentalen Programms ist risikobehaftet, ressourcenintensiv, mit hohen Kosten und einer langen Übergangsphase verbunden. Je nach Vorgehen zur Migration verstecken sich einige Herausforderungen und Tücken vor dem gewillten Unternehmen.

Aufgrund der Frist für den ablaufenden Support durch SAP, aber auch, um zukunftsfähig (in der Cloud) zu bleiben, ist der Bedarf an Migrationen zu S/4HANA in den letzten Jahren massiv gestiegen. Hierbei lässt sich zwischen vier Ansätzen unterscheiden, auf die wir im Folgenden näher eingehen werden: Greenfield, Brownfield, Mix and Match und Empty Shell mittels SDT. Wir beschreiben die unterschiedlichen Ansätze in Hinblick auf die jeweiligen Vorteile und Nachteile mit Fokus auf die qualitätssichernden testbezogenen Maßnahmen während der Migration.

Für eine erfolgreiche Migration sollten neben einer umfassenden Planung und Durchführung und einer Berücksichtigung der oben genannten Transformationsansätze weitere Aspekte wie die Möglichkeiten der Einbindung von Testautomatisierung, die Nutzung moderner Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) oder spezialisierter Tools wie Accenture myConcerto betrachtet werden. Dieser Artikel bietet einen Einblick in die verschiedenen Aspekte einer zeitgemäßen Transformation von SAP ECC zu S/4HANA, um Unternehmen einen praxisnahen Leitfaden an die Hand zu geben.

Transformationsansätze

Die Identifikation des richtigen Transformationsansatzes ist entscheidend für den Erfolg der Migration. Dabei stehen Unternehmen basierend auf der gegebenen Ausgangssituation verschiedene Strategien zur Verfügung, die jeweils eigene Vor- und Nachteile mit sich bringen.

  • Greenfield-Ansatz: Bei einem Greenfield-Projekt starten Unternehmen auf einer "grünen Wiese", indem sie ein völlig neues System aufbauen und implementieren. Dieser Ansatz ermöglicht es, veraltete Prozesse zu eliminieren und von Anfang an eine optimierte und effiziente Systemlandschaft zu gestalten. Der Nachteil ist, dass die vollständige Neugestaltung zeit- und ressourcenintensiv sein kann und das Risiko besteht, bewährte Prozesse und Daten zu verlieren.
  • Brownfield-Ansatz: Der Brownfield-Ansatz ermöglicht es Unternehmen, ihre bestehenden Daten und Prozesse in das neue S/4HANA-System zu überführen. Dieser Weg ist oft weniger disruptiv und ermöglicht eine schnellere Migration, birgt jedoch das Risiko, ineffiziente Prozesse und Datenstrukturen zu übernehmen und die Potenziale einer Neugestaltung der Prozesse samt einer Optimierung außen vor zu lassen.
  • Mix and Match: Eine hybride Strategie, die eine Mischung aus Greenfield- und Brownfield-Ansätzen darstellt, ermöglicht es Unternehmen, bestimmte Prozesse neu zu gestalten, während andere aus dem bestehenden System übernommen werden. Dieser Ansatz bietet eine flexible Lösung, erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Analyse, um die Vorteile beider Strategien optimal zu nutzen.
  • Empty Shell mittels SDT: Der Empty-Shell-Ansatz mittels Selective Data Transition (SDT) erlaubt es, eine leere S/4HA-NA-Instanz zu erstellen, in die selektive Daten und Konfigurationen aus dem ECC-System übertragen werden. Dies bietet maximale Flexibilität und Kontrolle über die Migration, kann jedoch eine komplexe und herausfordernde Aufgabe sein.

Testautomatisierung und KI-Einsatz

Die Integration von Testautomatisierung und die Nutzung von KI sind wesentliche Faktoren für die Sicherstellung der Systemqualität und Effizienz während der Migration.

Testautomatisierung mit Tricentis Tosca

Testautomatisierungstools wie Tosca spielen eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung der Systemqualität. Durch die Automatisierung wiederholbarer Testfälle können Unternehmen Zeit sparen, die Testabdeckung erhöhen und die Qualität der Migration verbessern. Der Einsatz einer solchen Automatisierung beginnt, wenn man der Philosophie des Shift-left-Ansatzes folgt, bereits in der Entwicklung beim Komponenten- oder Modultest. Die einzelnen Bausteine der neuen Lösung werden nach erfolgreicher manueller Testung automatisiert und in einem stetig wachsenden Regressionstestportfolio fortlaufend getestet. So wird sichergestellt, dass negative Einflüsse zu entwickelnder Bausteine auf bereits fertiggestellte Bausteine sofort identifiziert werden.

Bei einer entsprechenden Automatisierungsstrategie lassen sich im weiteren Verlauf eines Projekts aus diesen einzelnen Bausteinen automatisierte E2E-Prozessketten bilden, die zur Durchführung von Regressionstests verwendet werden können. Einsatzmöglichkeiten sind Regressionstests im Vorfeld eines UATs zur Qualitätssicherung oder zur Sicherung bereits produktiver Instanzen im Rahmen eines mehrstufigen Roll-outs (globaler Roll-out in multiplen Wellen). Aufgrund der häufig anfallenden Lizenzkosten für entsprechende Tools sollte die Automatisierungsstrategie stets auch die Verwendung der Automatisierungstools über die Laufzeit des Projekts hinaus betrachten.

KI für Anforderungsgenerierung und Testfälle

Die Verwendung von KI kann je nach Einsatzszenario den Migrationsprozess weiter optimieren. So lassen sich zum Beispiel fachliche, in einem sehr freien Rahmen beschriebene Anforderungen an Geschäftsprozesse mittels KI in strukturierte mit technischen Aspekten angereicherte Anforderungen überführen. Basierend aus diesen strukturierten Anforderungen generiert die KI im nächsten Schritt dann die manuellen Testfälle zur Testung der zuvor beschriebenen Anforderungen. Dies verbessert die Testabdeckung und Qualität, während gleichzeitig der Aufwand für die Testfallerstellung reduziert wird.

Nutzung von Accenture myConcerto

Mit Accenture myConcerto liegt ein Asset vor, das dem Kunden ein Portfolio von mehreren 1000 sowohl manueller als auch automatisierter SAP-Testfälle zur Verfügung stellt, das die vorhanden SAP-Industrielösungen abdeckt. Durch die Bereitstellung vorgefertigter Testfälle und die zentrale Verwaltung von Testfällen und -ergebnissen können Unternehmen ihre Testprozesse effizienter gestalten und die Zusammenarbeit im Testmanagement verbessern.

Vorteile und Nachteile der Ansätze

Die Wahl des geeigneten Transformationsansatzes hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Komplexität der bestehenden Systemlandschaft, den spezifischen Geschäftszielen und der Bereitschaft des Unternehmens, bestehende Prozesse zu überdenken.

Während der Greenfield-Ansatz eine komplette Neugestaltung ermöglicht, bietet der Brownfield-Ansatz eine schnellere und potenziell kosteneffizientere Option, birgt jedoch das Risiko der Beibehaltung ineffizienter Strukturen.

Der Ansatz Mix and Match bietet eine flexible Lösung, erfordert jedoch eine ausgewogene Planung, um die Vorteile zu maximieren. Der Empty-Shell-Ansatz bietet maximale Flexibilität, stellt Unternehmen jedoch vor die Herausforderung, die zu migrierenden Daten und Prozesse sorgfältig auszuwählen.

Qualitätssicherung und Testmanagement

Die Qualitätssicherung und das Testmanagement spielen eine zentrale Rolle bei der Migration. Eine umfassende Teststrategie, die frühzeitig in der Migrationsplanung integriert wird, ist entscheidend für den Erfolg. Die Einbindung von Testautomatisierung und KI kann dazu beitragen, die Effizienz und Effektivität des Testprozesses zu steigern. Darüber hinaus ermöglicht die Nutzung von Tools wie Accenture myConcerto eine zentrale Verwaltung und Überwachung der Testaktivitäten, was die Transparenz und Kollaboration innerhalb des Projekts verbessert.

Fazit

Die Migration von SAP ECC zu S/4HANA ist ein komplexes Unterfangen, das eine sorgfältige Planung und Durchführung erfordert. Die Wahl des geeigneten Transformationsansatzes, die effektive Integration von Testautomatisierung und KI sowie die Nutzung spezialisierter Tools sind entscheidend für den Erfolg der Migration. Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte können Unternehmen die Herausforderungen der Migration meistern und die Vorteile von S/4HANA voll ausschöpfen, um ihre Geschäftsprozesse zu optimieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

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Stefan Witt

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Zu Inhalten
Stefan Witt begann seine Karriere bei Accenture im Sommer 2000. Mittlerweile ist er Quality Engineering Associate Director und seit ca. 8 Jahren liegt sein Fokus innerhalb von Quality Engineering auf dem Thema SAP Testing. Das Team, das er leitet, befasst sich mit allen Aspekten des Testmanagements für SAP-Projekte, von der Strategieentwicklung bis hin zur Testautomatisierung.

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