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KI in der Industrie: Der Digitalisierungsmarathon ist noch lange nicht verloren

Wir befinden uns in der dritten Phase der digitalen Plattformökonomie. Nach der Algorithmisierung der Finanzwirtschaft und der Digitalisierung von Handel, Unterhaltungs- und Werbeindustrie geht es jetzt um die globale Vorherrschaft in Industrie, Transport/Logistik, Medizin und Landwirtschaft.
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Stefan Wess

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  • 30.10.2020
  • Lesezeit: 3 Minuten
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Deutsche Unternehmen haben die großen Chancen der bisherigen Digitalisierungswellen zumeist verpasst. Das hatte einerseits strukturelle Gründe, ist aber auch auf klare Fehleinschätzungen im Management zurückzuführen. Nun aber stehen die Chancen gut, dass die deutsche Industrie die dritte Phase der Digitalisierung gewinnt. Der jährliche Bloomberg Innovation Index kürte Deutschland kürzlich gar erstmals zur innovativsten Nation der Welt – auf Platz 1 vor den USA (9) und China (15).

"Die deutsche Industrie muss ihren eigenen Weg finden"

Die vergangenen Digitalisierungsphasen waren stets geprägt durch die Vorherrschaft weniger, großer Datenplattformen, beispielsweise Mastercard/Visa, Amazon/Alibaba oder auch Google/Facebook. Deutsche Unternehmen und ihre Märkte, egal, welcher Größe, sind jedoch strukturell bedingt meist zu klein, um allein ausreichend Daten sammeln zu können. Sie sollten daher auf die Kooperation mit Mitbewerben und Zulieferern setzen, um ihre Kunden mithilfe von gemeinsamen vertikalen Datenplattformen umfassend bedienen zu können. Erfolgreiche technische Ansätze und Geschäftsmodelle lassen sich nicht durch einen kurzen Besuch im Silicon Valley oder in China auf die deutsche Industrie übertragen. Sie finden dort Anregungen und Erfahrungen, aber sicher keine Patentrezepte. Die Digitalisierung und Monetarisierung von Produkten und Wissen ist in der deutschen Wirtschaft wesentlich schwieriger als bei den einfachen Geschäftsmodellen der amerikanischen Werbe- und Unterhaltungsindustrie. Es müssen zunächst komplexe technische Probleme gelöst, spezifische Algorithmen sowie neue Geschäftsmodelle entwickelt werden. Die deutsche Industrie muss daher ihren eigenen Weg finden.

Das Internet of Things (IoT) und die konsequente Digitalisierung aller Unternehmensbereiche wird die aktuelle Datenarmut der hiesigen Industrie sehr schnell beenden. Schon bald wird es mehr vernetzte und digitalisierte Produkte als Menschen geben. Diese Produkte werden in Echtzeit Daten produzieren, und diese Datenmenge wird die der aktuellen amerikanischen, vielleicht sogar chinesischen Plattformen bei Weitem übertreffen. Für deutsche Industrieunternehmen birgt dies riesige Chancen in Produktion, Verkauf, Service und Wartung. Wertvolles Wissen kann so digitalisiert und später weltweit monetarisiert werden. Auch, wenn dabei zunehmend automatisierte Entscheidungen getroffen werden, bedeutet dies keineswegs, dass die KI den Menschen in Zukunft ersetzen wird. Vielmehr gewinnt der Mensch einen intelligenten Assistenten, der ihm ständig zur Seite steht, damit er auch in schwierigen Situationen stets die richtige Entscheidung treffen und Probleme schneller lösen kann. Dies wird, ganz nebenbei, auch einen positiven Beitrag zum anstehenden demografischen Wandel liefern.

"Der Kampf um die digitale Vorherrschaft ist trotz aller Unkenrufe noch lange nicht entschieden"

Unternehmen sind in Bezug auf die Digitalisierung inzwischen wachsam geworden. Wenn auf diese Aufmerksamkeit nun auch ein konsequentes Handeln folgt, ist der Kampf um die digitale Vorherrschaft trotz aller derzeitigen Unkenrufe noch lange nicht entschieden. Das Rennen fängt gerade erst an. Und wir laufen ganz sicher keinen Sprint, sondern einen Marathon. Die globalen Sieger werden hier vermutlich erst in der nächsten Dekade gekürt werden. Fest steht jedoch bereits heute: Wer kämpft, kann auch verlieren. Wer aber nicht kämpft, hat schon verloren.

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Dr. Stefan Wess ist geschäftsführender Gesellschafter der Empolis Management GmbH, anerkannter Hightech-Experte und KI-Pionier. Er ist außerdem Mitglied im Aufsichtsrat des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), im Vorstand der Science & Innovation Alliance Kaiserslautern sowie Kurator der Fraunhofer Gesellschaft.

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