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Mensch, die werden nicht weit kommen!

Am 20. Juni war es wieder soweit. In Frankfurt fand der German Testing Day (GTD) statt. Ein Muss für jede Testerin und jeden Tester. Das Programmkomitee rund um Melanie Wohnert, Roman Nagy & Co. hat beim Programm wieder einmal in die Vollen gegriffen.
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Rudolf Grötz

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  • 15.05.2017
  • Lesezeit: 7 Minuten
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Traditionell findet am Vorabend des GTD1 eine Aufwärmrunde in Form der German Testing Night statt. Diese hatte 2017 das Motto „Interactive Experience“ und 250 Teilnehmer waren mittendrin statt nur dabei.

1) http://www.germantestingday.info/german-testing-day-2017

German Testing Night, 19. Juni 2017

In drei interaktiven Sessions konnten die Teilnehmer Einblicke in „Exploratory Testing” und „Testprozesse spielerisch besser verstehen” erhalten oder eine „Pecha Kucha Night“ genießen.

Abb. 1: Begrüßung durch Melanie Wohnert zur German Testing Night

Abb. 2: Ulf Richter erklärt das Spiel „TestIT“

Nach der Begrüßung durch das Conference-Board hatte ich also die Qual der Wahl. Ich wählte Ulf Richter von MaibornWolff, der mit seinen Spielleitern die Bühne rockte und mit uns „TestIT“ spielte. In diesem Brettspiel simulieren Testteams ein Testprojekt in drei Phasen, lernen Testaktivitäten in IT-Projekten kennen und probieren verschiedene Teststrategien aus.
Gemäß „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ bin ich einer der Ersten im Saal und sichere mir einen Platz im Team Hamburg. Berlin, München und Frankfurt sind innerhalb von Nullkommanix auch voll. Die, die keinen Platz bekommen, ziehen weiter und spielen „Kiebitz“2.
2) https://de.wikipedia.org/wiki/Kiebitz_(Spielbeobachter)

Das Spiel TestIT ist schnell erklärt. Eine Runde Projektsetup, danach drei Runden Development, gefolgt von der Rollout-Runde. Ziel ist es, die Tests in Scope, in Time und in Budget durchzuführen. Es gibt Aufgaben-, Risiko- und Ereigniskarten. Richtig gelöste Aufgaben werden mit Risikoabschlag belohnt, falsch gelöste ergeben Risikoaufschlag. Und zwischendurch müssen immer wieder Testressourcen eingekauft werden, wobei die eine oder andere Ereigniskarte nicht unbedingt behilflich ist.
Wir gehen mit dem Budget sparsam um und kaufen nur 21 Ressourcenchips. Der Kommentar eines Zuschauers „Zu viel gespart. Die werden nicht weit kommen“ kann uns nichts anhaben. Wir ziehen das durch.
Der Würfel bestimmt unser Anfangsrisiko mit 20 Prozent. Als erste Aufgabe müssen wir die Inhalte des Testkonzepts bestimmen. Die Aufgabe verbocken wir und bekommen 10 Prozent Risikoaufschlag. Bei der Aufgabe „Risikobasiertes Testen“ landen wir einen Volltreffer und ernten einen Risikoabschlag. Mit 20 Prozent Risiko gehen wir in die Development-Phase. Dabei ist es ein ständiges Zittern, dass uns die Kohle ausgeht.
In der dritten Runde ereilt uns das Schicksal. Wir müssen drei Testautomationsressourcen kaufen, haben aber nur mehr einen Testdurchführungschip. Mosern hilft nix. Der Spielleiter dreht unseren Spielstein (ein Auto) auf den Kopf und reibt uns unseren Fehler unter die Nase: „An der falschen Stelle gespart. 60 Prozent aller Testprojekte scheitern dadurch!“

Jetzt bin ich hungrig. Zum Glück gibt es noch Stehempfang, Networking und Casino. Das Glückspiel lasse ich dieses Jahr aus. Nach jeder Menge Fachgesprächen komme ich weit nach Mitternacht im Hotel zur Ruhe. Wo die Zeit geblieben ist, wissen die üblichen Verdächtigen der Testszene.

Abb. 3: Spannung mit „TestIT“

Abb. 4: Setup

Abb. 5: Risikobasiertes Testen

Abb. 6: Setup „verbockt“

Abb. 7: TestIT: Finale

German Testing Day, 20. Juni 2017

Das zusammengestellte Programm war wie jedes Jahr eine Reise wert. Mir hatten es vor allem die Testautomation-Talks angetan.

Mit fünf Minuten Verspätung rausche ich in die Keynote, weil ich mit den Spielleitern vom Vorabend die Zeit beim Kaffee übersehen habe. Im Saal, gerammelt voll mit 400 Teilnehmern, erzählt Shermin Voshmgir, wie Blockchain und Smart Contracts die Welt verändern werden. Kein leerer Stuhl zu sehen! Verdammt! Der späte Vogel fängt den Wurm eben nicht.
Ich bekomme Einblicke in die Technologie, die nicht nur unser Finanzsystem radikal vereinfachen wird, sondern unsere Gesellschaft revolutionieren wird. Die Vortragende weiß, wovon sie redet. Mich, selbst bei einer Bank tätig, lässt das Gehörte erschaudern. Blockchain wird im digitalen Darwinismus den Sauriern den Garaus zu machen. FinTechs lassen grüßen!
Zum Glück gibt es jetzt eine kurze Kaffeepause und ich kann die eine oder andere Antwort zum Thema Blockchain abstauben. Weiter geht’s zu einem Vortrag über ... eh klar ... Testautomation.

Jan Loewen, Software Test Engineer bei Ista, erläutert in „Teamübergreifende Testautomatisierung bei Ista“, welche Auswirkungen SAFe auf ihre Testautomations-Lösung hat. Ich erfahre, wie in 25 Teams die Testautomation mit einem kommerziellen Testtool abläuft und auch Stakeholder ohne Programmier-Know-how Tests automatisieren können.
Bei „Automatisieren ohne Programmier-Know-how“ werde ich immer hellhörig. Ich habe noch nicht viele Ansätze gesehen, wo das funktioniert. Das ist vergleichbar mit Sex in der Highschool. Jeder sagt, er macht’s, aber beim Nachfragen kommt heraus „Na ja, doch nicht so wirklich ...“ Ich werde versuchen, beim Kaffee ein paar Fragen an den Mann zu bringen.

Ein Muss für jeden Qualitätsfreak sind die Vorträge von Prof. Dr. Karin Vosseberg und Prof. Dr. Andreas Spillner. Ich springe über meinen Schatten der Testautomation und höre mir „Das Qualitäts-Tripel: Design by Contract & Clean Code & Lean Testing“ an. Leider trägt Dr. Spillner alleine vor. Er geht auf Design by Contract, Clean Code und Lean Testing ein und stellt diese als qualitätssteigernde Tools und Methoden des Entwicklers vor. Bei Lean Testing glaube ich, zwischen den Zeilen den Advocatus Diaboli herauszuhören.

Weiter geht’s mit Kay Grebenstein und seinem Vortrag „Das agile QA-Tetraptychon - Unsere Erfahrungen mit Testen in agilen Teams“. Er legt dar, dass Entwickler und Tester gemeinsam für die Qualität zuständig sind. Er erklärt die operative Zusammenarbeit und die Entwicklung neuer Vorgehensweisen. Den neuen Vorgehensweisen kann ich nichts abgewinnen. Vielleicht habe ich es aber auch nicht richtig verstanden. Ist logisch. Mein Magen knurrt nämlich. Und wenn ich Hunger habe, höre ich schlecht.
Mit vollem Magen und einem Gehör wie eine Fledermaus geht es nach der Mittagspause weiter. Michael Palotas und Wilson Campero erzählen von „Continuous Testing, Testen mit Selenium in der Delivery Pipeline“ und führen aus, dass dabei der Code automatisiert und permanent geprüft wird, um die Anforderungen zu validieren. Das Ziel ist, proaktiv Fehler zu finden und frühzeitig zu beheben.

Die Lightning-Talks von Kay Grebenstein, Michael Fischlein, Eckehard Kruse und Dr. Jürgen Lind waren sehr erfrischend und aufschlussreich, können aber in diesem zweiseitigen Artikel nicht erläutert werden. Sorry Lightning-Talker, Vorgabe der Redaktion!

Nach den Lightning-Talks „muss“ ich zu Marcel Gehlen und seinem Talk „Test Automation ist Softwareentwicklung“ – muss steht in Anführungszeichen, weil ich mit Marcel gemeinsam auf der Bühne stehe. Unsere Erkenntnisse aus mehr als 50 Testautomationsprojektfettnäpfchen sind scheinbar gut angekommen. Die 140 Zeichen eines Zuhörers auf Twitter sagen mehr als 1000 Worte. Die Effizienz des vorherigen Satzes ist nicht zu übertreffen.

Die nächste Session lasse ich aus und besuche die Messestände der Aussteller, um Tool-technisch vielleicht neue Erkenntnisse zu erlangen.
Ein Sprichwort sagt „Das Beste kommt zum

Abb. 8: Gojko Adzic

Ein Sprichwort sagt „Das Beste kommt zum Schluss“. Und dem ist auch heute so. Zum Abschluss geht es zu Gojko Adzic und „The five key challenges of a tester tomorrow“. Der Bruce Springsteen der Testcommunity erklärt anhand von Beispielen aus dem realen Leben, wie sich die Testmethoden dem digitalen Darwinismus anpassen müssen. Er gibt dabei keine Antworten, er lädt zum Nachdenken ein. Unter anderem zum Nachdenken über KI und warum ein Buch über die gemeine Stubenfliege bei Amazon plötzlich 23 Million USD kostet3.
3) http://www.michaeleisen.org/blog/?p=358

Um 18:30 endet für mich der GTD 2017 mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Weinend, weil der GTD vorbei ist, lachend, weil ich weiß, dass es 2018 wieder einen geben wird. Und ich werde wieder dabei sein. Darauf können Sie Ihren Hut verwetten.

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Rudolf Grötz

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seit 30 Jahren in der IT unterwegs und passionierter Softwaretester, ist als Senior Technical Test Engineer bei Raiffeisen Bank International in Wien im Bereich Softwaretests tätig und lebt den Leitspruch „Testautomation is not an act, Testautomation is a habit!“ Neben Fachartikeln in diversen Magazinen versorgt er die Community auch mit Konferenzauftritten und organisiert das Vienna Agile Testautomation Meetup.

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