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Mit künstlicher Intelligenz gegen die Pandemie?

In den sozialen Netzwerken trendet dieser Tage vieles. Bilder aus dem Homeoffice, Anleitungen zum Maskenbau und: #wirgegendasvirus. Die gute Nachricht ist: Wir sind nicht allein. Künstliche Intelligenz kann uns im Kampf gegen die neuartige Lungenerkrankung Covid-19 unterstützen.
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Stefan Wess

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  • 25.04.2020
  • Lesezeit: 3 Minuten
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Wir Menschen wollen wissen. Wir wollen die Welt um uns verstehen, wollen begreifen, wieso wir krank werden, und erfahren, was wir tun müssen, um wieder gesund zu werden. Fehlen uns diese Informationen, bekommen wir Angst. Angst führt zu Panik – und panische Menschen treffen aller Erfahrung nach keine guten Entscheidungen. Wissen ist also ein elementarer Bestandteil unserer Genesung. Über das neue Coronavirus Sars-CoV-2 wissen wir wenig. Wir können nicht sagen, wie es sich entwickeln wird, und haben Probleme, es zu diagnostizieren und zu behandeln. Mitarbeitende in Krankenhäusern, Gesundheitsämtern und Laboren brauchen Verstärkung. Die Maschine kann helfen.

„Wissen ist also ein elementarer Bestandteil unserer Genesung“

Anfang März berichtete das chinesische Tech-Unternehmen Alibaba über eine eigens entwickelte Diagnosesoftware, die in 96 Prozent der Fälle anhand von Computertomografie-Aufnahmen erkennen kann, ob der Patient an Covid-19 erkrankt ist. Die Maschine benötigt dafür nur 20 Sekunden – im Vergleich zu rund 15 Minuten, die ein Mensch brauchen würde. Alibaba arbeitet dabei mit Deep Learning: Der Algorithmus wurde mit etwa 5 000 Aufnahmen bestätigter Fälle trainiert. Je mehr Bilder er nun in der Anwendung erhält, desto genauer wird die Diagnose. Er lernt, welche Merkmale die Lunge eines Covid-19-Patienten ausmachen. Mehr als 100 chinesische Krankenhäuser setzen die Software bereits ein.
Auch bei der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen kann Künstliche Intelligenz den Menschen unterstützen. Das Google-Unternehmen DeepMind etwa hat mithilfe seiner KI-Software Alphafold mehrere mögliche Proteinstrukturen modelliert, die helfen sollen, die Funktionsweise des Virus zu verstehen. Andere Systeme untersuchen, ob Wirkstoffe in existierenden Medikamenten auch gegen das neuartige Corona-Virus wirken könnten. Die Forschenden gewinnen so Zeit und Ressourcen. Künstliche Intelligenzen werden Pandemien nie verhindern können. Aber durch ihre Vorhersagen verschaffen sie uns immer einen Zeitvorteil. Bereits neun Tage vor der ersten WHO-Warnung entdeckten Forschende des kanadischen Start-up BlueDot Anzeichen für einen möglichen Ausbruch in Wuhan. Ihr Algorithmus soll auffällige Entwicklungen auf der Welt aufdecken, um Seuchen früh zu erkennen. Dafür analysiert er selbstständig das Internet und analysiert regionale Nachrichten, Meldungen zu Tier- und Pflanzenkrankheiten, Nachrichtenseiten, Blogs und Foren und Daten zu Flugbewegungen.

„Künstliche Intelligenzen verschaffen uns durch ihre Vorhersagen einen Zeitvorteil“

KI könnte also auch helfen, zu verstehen, wie sich eine Pandemie wie Covid-19 entwickeln wird. Doch je mehr sich das Virus ausbreitet, desto ungenauer werden die Vorhersagen. Es kommen immer mehr regional unterschiedliche Faktoren hinzu. Wichtige Daten wie die Zahlen der Infizierten werden versehentlich (z. B. unterschiedliche Messmethoden) oder beabsichtigt (z. B. von Regierungen) verzerrt. KI kann allenfalls mögliche Szenarien zeichnen – nicht aber vorhersagen, wann die Pandemie vorbei sein wird. Corona zeigt noch einmal mehr: Die Maschine wird den Menschen niemals ersetzen. Aber sie kann ihm Aufgaben abnehmen. Ärzte, die nicht mehr in der Diagnose gebraucht werden, können auf der Intensivstation eingesetzt werden. Und Forschende, die mögliche Proteinstrukturen kennen, können schneller einen Impfstoff entwickeln. Künstliche Intelligenz wird einen großen Teil dazu beitragen, dass wir bald mehr wissen – und die Welt um uns herum wieder ein kleines bisschen mehr verstehen.

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Dr. Stefan Wess ist geschäftsführender Gesellschafter der Empolis Management GmbH, anerkannter Hightech-Experte und KI-Pionier. Er ist außerdem Mitglied im Aufsichtsrat des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), im Vorstand der Science & Innovation Alliance Kaiserslautern sowie Kurator der Fraunhofer Gesellschaft.

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