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New Work: Sinn statt Kickertische

Alle sprechen über New Work. Eine Vielzahl von Konferenzen, Magazinen und HR-Abteilungen stürzen sich auf das Thema und betrachten es als Heilsbringer im Kampf gegen Personalmangel. Der Begriff New Work erleidet das gleiche Schicksal wie Digitalisierung, denn die Definition ist wenig einheitlich und der Deutungsspielraum riesig.
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Christine Rust

Arbeitgeber- und Bewerbermanagement

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Lukas Mester

Marketing Manager


  • 24.09.2019
  • Lesezeit: 6 Minuten
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Viele Unternehmen betrachten neue Arbeitsmodelle als Mittel zum Zweck, um ihre Angestellten auf subtilere Art und Weise auf mehr Effizienz zu trimmen und sich als spannender Arbeitgeber für Generation Y und Z zu vermarkten. Dabei geht es bei der Gestaltung der Arbeit vielmehr darum, eine Kultur zu schaffen, in der die Menschen eben keine Ressourcen sind, sondern Entfaltungsmöglichkeiten haben.

Radikaler Kulturwandel

New Work ist deshalb auch viel mehr als nur „Benefits“ – also mehr als Kicker und kostenfreies Obst im Büro. New Work bedeutet vielmehr, neue Strukturen zu schaffen. Für viele Unternehmen bedeutet das sogar einen radikalen Kulturwandel. Sich auf diese neuen Organisationsformen einzulassen, erfordert Mut. Im Artikel zeigen wir auf, was wir für sinnvoll halten – und untermauern das mit Beispielen aus unserem Arbeitsalltag.
Der Startpunkt sämtlicher Aktivitäten im Unternehmen sollte das Warum sein. Doch machen wir uns nichts vor: Natürlich geht es am Ende des Tages auch darum, Geld zu verdienen. Die Mitarbeiter sollten aber mehr Gründe als das persönliche Überleben und einen angenehmen Lebensstandard haben, um morgens aufzustehen. Die Arbeit sollte irgendwie in den Alltag integriert werden – so, als würde es sich nicht wie Arbeit anfühlen.
Hierzu ist eine Vision notwendig, die tief im Unternehmen verankert und sinnstiftend ist. Viele Unternehmer haben zwar eine solche Vision, machen aber einen entscheidenden Fehler: Sie gehen davon aus, dass ihre Mitarbeiter ihre Erwartungshaltung an die Arbeit anpassen müssen.

Regelmäßige Reflexion gefragt

Bei uns ist es anders: Die Arbeit sollte sich an die Erwartungen der Menschen anpassen, um die Vision zu erreichen. Daraus kann sich dann eine entsprechende Kultur entwickeln, die vollständig auf die Menschen ausgerichtet ist. Diese Entwicklung ist keine einmalige Sache, sondern ein Prozess, der harte Arbeit und regelmäßige Reflexion erfordert.
Als mittelständisches IT-Unternehmen mit circa 350 Kolleginnen und Kollegen sind wir, insbesondere in den vergangenen drei Jahren, stark gewachsen. Gerade deshalb investieren wir viel in den Erhalt unserer Flexibilität und des Miteinanders. Einerseits wollen wir so die Bürokratie möglichst klein halten. Andererseits lassen wir es nicht zu, dass es zwischen Teams und Personen zu Konkurrenzdenken kommt. Das schaffen wir, indem wir Personenkulte vermeiden. Bei uns zählen Ideen und nicht Egos, denn Erfolge beruhen nicht auf Einzelleistungen, sondern auf Zusammenarbeit.
Diese Zusammenarbeit und das Verständnis gegenüber anderen lässt sich über starken Austausch und eine breite Vernetzung zwischen allen Kolleginnen und Kollegen erreichen. Wir nehmen uns daher zweimal pro Jahr mehrere Tage Zeit, damit die komplette Firma standortübergreifend gemeinsam an Themen arbeiten, sich austauschen und kennenlernen kann.

New Work heißt auch neue Strukturen schaffen – wie zum Beispiel Treffpunkte für einen entspannten Gedankenaustausch

Flexibilität groß geschrieben

Wichtig ist zudem, dass alle möglichst da arbeiten können, wo und wann sie wollen. Das bedeutet aber keinesfalls, dass jeder nun zu Hause zu jeder Uhrzeit erreichbar sein sollte. Es geht darum, dass sich die Arbeit an das Leben der Menschen anpasst.
In vielen deutschen Büros ist dies leider fernab der Realität, denn Vertrauen ist oft Mangelware. Man sollte sich ernsthaft fragen, wieso viele Chefs ihre – aus ihrer Sicht Untergebenen – überwachen wollen. Misstrauen ihnen die Chefs, weil sie selbst Intrigen genutzt haben, um in ihre Position zu kommen?
Was auch immer der Grund sein sollte, wir erleben, dass in die Kolleginnen und Kollegen gesetztes Vertrauen und persönliche Freiheiten in der Regel nicht ausgenutzt werden. Bei uns sehen wir das Gegenteil. Die Menschen im Unternehmen fühlen sich wertgeschätzt und sehen mehr Sinn in ihren Tätigkeiten.

In variabel gestaltbaren Konferenz-Räumen können Teams an ganz unterschiedlichen Projekten konstruktiv zusammenarbeiten

Der „Innovation Frei-Day“

Freiheiten sollte es auch geben, indem Experimente nicht nur toleriert, sondern gefördert werden. Nur dann können Innovationen entstehen. Wir haben daher in unserem Unternehmen einen „Innovation Frei-Day“. Dabei handelt es sich um ein gewisses Zeitkontingent, um – ohne Rechenschaft ablegen zu müssen – an eigenen Themen arbeiten zu können. Egal, was es ist. Egal, ob es Bezug zur Arbeit hat oder nicht.
Außerdem können sich Teams zusammenfinden, um im Rahmen von sogenannten Digi-Projekten neue Geschäftsmodelle und Ideen über drei Monate auszuprobieren. Das gilt natürlich für jeden im Unternehmen. Von unseren knapp 100 Studierenden arbeitet ein Großteil in Studentenlaboren und kann dort neueste Technologien ausprobieren und Projekte vorantreiben.
Wir sind davon überzeugt, dass alle sinnvoll das Unternehmen mitgestalten und weiterentwickeln können – ganz unabhängig von ihrer Position. Seit vielen Jahren arbeiten wir daher daran, Mitgestaltung als unser Credo zu leben.

Die Mitarbeiter als Miteigentümer

Ein weiterer konsequenter Schritt auf diesem Weg ist die Gründung der Genossenschaft Nurdemteam. Die Gründer und Geschäftsführer unserer inhabergeführten Firma, Klaus Eberhardt und Mark Goerke, haben sich dazu entschieden, die Nachfolgefrage nicht durch einen Verkauf oder ein Erbe innerhalb der Familie zu lösen. Stattdessen haben sie eine Genossenschaft gegründet, die über die kommenden Jahre alle Anteile an der Firma kauft und somit neuer Inhaber wird.
Mitglieder der Genossenschaft können nur Angestellte der GmbH werden. Dabei gibt es keine Unterschiede im Besitzanteil und der Mitbestimmung. Jede Kollegin bzw. jeder Kollege kann genau einen Anteil erwerben.
Dieses Beispiele machen deutlich: Bei New Work geht es vorrangig um anderes als die eingangs erwähnten „Benefits“. Das sollte allerdings kein Abgesang darauf sein. Benefits dienen aber nicht primär dem Zweck, den Arbeitgeber attraktiver zu machen, sondern den Angestellten wirklich zu nutzen. Wir überprüfen unsere Benefits daher regelmäßig.
Neben den Basics wie kostenfreien Getränken, frischem Obst oder der freien Wahl der IT-Ausstattung haben wir jetzt in Rücksprache mit dem Team „Jobrad“ eingeführt. Damit werden aus Fahrrädern und E-Bikes ganz einfach Diensträder: Wir als Arbeitgeber leasen das Jobrad – unsere Kolleginnen und Kollegen fahren es, wann immer sie wollen: zur Arbeit, im Alltag in den Ferien oder beim Sport. Zudem gibt es tägliche Essensgutscheine, eine Shoppingcard und Gesundheitsmaßnahmen wie die betriebliche Gesundheitsplattform Machfit.
All dies trägt natürlich dazu bei, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und genügend Kolleginnen und Kollegen zu finden. Doch nur deswegen von New Work zu reden, ist zu kurz gedacht. Bei New Work geht um mehr als Recruiting. Es geht vielmehr darum, Räume zu schaffen, in denen sich Menschen frei entfalten können. Nicht, um sie effektiver oder effizienter zu machen, sondern weil uns die Kolleginnen und Kollegen wirklich am Herzen liegen.

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Christine Rust

Arbeitgeber- und Bewerbermanagement
Zu Inhalten

Christine Rust hat Marketing & Kommunikation studiert. Sie arbeitet seit 6 Jahren bei iteratec, wo sie für HR-Themen wie Arbeitgeber- und Bewerbermanagement zuständig ist.

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Lukas Mester

Marketing Manager
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Lukas Mester arbeitet als Marketing Manager bei der iteratec GmbH in Düsseldorf. Er ist begeistert von digitaler Transformation und Innovationsmanagement.


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