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Quantenbasierte KI auf der Blockchain für das IoT im Metaverse

Häufig wird unser Autor gefragt, wo sein persönliches Interesse zurzeit denn so liege. In diesen Fällen heißt es als Antwort die Buzzwords aus der Überschrift. Was als Witz gemeint ist, lenkt aber die Aufmerksamkeit auf eine andere Beobachtung.
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Dr. Stefan Wess

geschäftsführender Gesellschafter


  • 06.09.2023
  • Lesezeit: 4 Minuten
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Trommeln gehört zum Handwerk. Kaum eine Industrie ist so von Buzzwords, Hypes und großen Versprechungen geprägt wie die IT-Industrie. Gefühlt war dies schon immer so und mag seinen Ursprung darin haben, dass wir Software nicht anfassen können und daher auf Bilder im Kopf der Kunden angewiesen sind, um unsere Produkte zu verkaufen. Hypes können den Fortschritt beschleunigen, Innovationen fördern und die Aufmerksamkeit auf neue Technologien lenken. Meiner persönlichen Beobachtung nach sind diese IT-Hypes, gerade in den letzten Jahren, jedoch völlig aus dem Ruder gelaufen.

Zunächst sollten wir festhalten, dass alle großen Hypes der vergangenen Jahre – trotz sehr positiver Prognosen – bisher völlig ins Leere gelaufen sind. Wir zahlen mit Münzen, Radiologen werden trotz KI noch weiter beschäftigt, ich sehe keine Robotaxis (Level 5) auf den Straßen, nutze keinen Quantenprozessor, habe noch kein Haus im Metaverse und IoT – Okay ...

"Hypes können den Fortschritt beschleunigen"

Wenn ich diese Punkte in fachliche Diskussionen einbringe, so lautet immer die Antwort „Noch nicht, aber ... morgen“. Wir alle kennen den Hype-Cycle und natürlich gilt gerade in der IT das Gesetz des amerikanischen Ökonomen Roy Amara, der sagte: „Wir neigen dazu, die Auswirkungen neuer Technologien kurzfristig zu überschätzen und langfristig zu unterschätzen.” Sobald ich eine Reihe von Datenpunkten habe, kann ich eine weitere Entwicklung vorhersagen, siehe Moores Law. Gibt es diese Datenpunkte aber gar nicht, so argumentiere ich schlicht unseriös, ohne jede faktische Basis und damit nicht wissenschaftlich.

Gleiches gilt für den allgemeinen Verweis auf den Fortschritt oder exponentielles Wachstum. Natürlich kann wissenschaftlicher Fortschritt nicht immer gänzlich ausgeschlossen werden. Es ist trotzdem ein wenig wie mit einem All-in auf die Zahl Vier beim Roulette – hat sicher schon mal funktioniert. Häufig erlebe ich in technologischen Diskussionen genau diese Art des anekdotischen Beweises, das unzulässige Argumentieren mit unbelegten Analogien oder die Taktik des Whataboutism, das heißt, bei einer Kritik von einem Thema abzulenken, indem man mit dem Argument „Was ist mit ...“ auf völlig andere Aspekte verweist. Häufig wird selbst unter (vermeintlichen) Fachleuten das Argumentum ad hominem angewendet, also eine rhetorische Technik, bei der, anstatt auf die Argumente einer Person einzugehen, deren Charakter oder Eigenschaften angegriffen werden, um die Gültigkeit ihrer Argumente infrage zu stellen – „Du alter Pessimist!“

"Kritisches Denken bleibt weiter gefragt"

Dies alles passiert dabei nicht auf Facebook, nicht in der Politik, sondern auf IT-Konferenzen, in der IT-Presse und sogar in Fachpublikationen. Die Akteure sind renommierte Experten, Professoren und Unternehmenslenker, die ihre Narrative ungehemmt und weitgehend ungeprüft verbreiten. Ich sehe hier Behauptungen, Glauben und Hoffnungen, einzelne Begebenheiten (Wunder), und viele großartige Erzählungen. Das alte „Himmel und Hölle“-Spiel scheint zurück. Fachliche Diskussionen sind zunehmend von religiösem Eifer geprägt. Sie nähern sich, selbst unter renommierten Experten, in Format und Inhalt politischen Talkshows.

Was mir oftmals fehlt, sind harte Fakten, klare Beweise und unterstützende Theorien. Dabei ist das Zeitalter der Aufklärung doch gekennzeichnet durch eine Betonung von rationaler Vernunft und dem Streben nach wissenschaftlicher Erkenntnis. Wollen wir wirklich zurück in ein digitales Zeitalter des Absolutismus, welches durch monopolistische Strukturen und eine Betonung des Glaubens und der Hoffnung auf Erlösung geprägt ist? Gerade als Informatiker sollten wir die aktuellen IT-Hypes daher objektiv und nüchtern betrachten und gängige Narrative immer selbst genau hinterfragen und nicht einfach völlig unreflektiert „nachplappern“. Kritisches Denken bleibt weiter gefragt:

“The future is not set. There is no fate but what we make for ourselves.“ Sarah Connor, Terminator 2 (1991)

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Dr. Stefan Wess

geschäftsführender Gesellschafter
Zu Inhalten

Dr. Stefan Wess ist geschäftsführender Gesellschafter der Empolis Management GmbH, anerkannter Hightech-Experte und KI-Pionier. Er ist außerdem Mitglied im Aufsichtsrat des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), im Vorstand der Science & Innovation Alliance Kaiserslautern sowie Kurator der Fraunhofer Gesellschaft.


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