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Utopien träumen

Ich bin Trekkie. Immer schon. Kirk war ok, aber ab Picard war ich voll dabei. Zusammen mit meiner Mutter habe ich Tage vorm TV verbracht und Janeway, Sisko & Co. begleitet. Ich hab fast alles gesehen, was es da gibt, und auch heute noch sind die Star Trek-Serien mein Argument für Prime und Netflix.
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Richard Seidl

Berater, Coach und Autor


  • 26.02.2021
  • Lesezeit: 4 Minuten
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Mich haben dabei zwei Dinge fasziniert. Zum einen, die immer wieder philosophische Auseinandersetzung mit den Fragen: Was ist „richtig“? Was bedeuten Werte? Ethisches Abwägen von Leben, Freiheit, Selbstbestimmung, Einflussnahme. Die Lösung war oft nicht einfach, sondern bedurfte einer neuen Perspektive auf die Thematik. Zum anderen war ich begeistert von der fernen Zukunft, die da gezeichnet wurde. Ein Bund aus Kulturen, die Geld zum Großteil überwunden hatten und Motivation und Sinn daraus zogen, sich selbst, die Menschheit und andere weiterzuentwickeln, unterstützt durch Technologie en masse. Natürlich war auch in diesen Narrativen nicht alles fein – Hierarchien, Gleichmacherei und trotz „unbekannter Lebensformen und neuer Zivilisationen“ gab es wenig Individualität oder Diversität. Aber die Utopie, die Gene Roddenberry da erschaffen hat, hat meine Gedanken stets beflügelt und mich neugierig gemacht. Viel mehr als Dystopien, seien es Zombie-Apokalypsen, Pandemien oder Alien-Invasionen.

Technologisch: ✔

Menschheit: in Progress ...

Auf dem Weg in die Zukunft geht es technologisch Schlag auf Schlag. Tablets sind in unserem Alltag so normal wie bei Jean-Luc Picard, wir können (mehr oder weniger) mit Computern sprechen und auf „Knopfdruck“ mit der ganzen Welt kommunizieren. Und auch unter der Haube hat sich viel getan: große Fortschritte bei der Batterie-Technik dank des E-Auto-Booms und bei Quanten-Computern mit immensem Potenzial. Mit Vantablack haben wir aktuell das schwärzeste Schwarz, dass 99,965 Prozent des einfallenden Lichts absorbiert. Die California Life Company (Calico – eine Google-Schwester) forscht daran, wie wir länger leben können. Boston Dynamics zeigt mit Exemplaren wie Atlas oder Spot, was für eine erstaunlich organische Bewegungskoordination heute zum Repertoire von Robotern gehört. iPhone und iPad haben neben Spitzen-Kameras mittlerweile auch ein Lidar-System an Bord, um die 3D-Umgebung zu scannen. Autonomes Fahren wird weiter robuster und sicherer … Man könnte sich dazu hinreißen lassen zu sagen: „Läuft bei uns.“ Die technologische Entwicklung hat uns Menschen in Sachen Geschwindigkeit längst abgehängt. Wir sind halt nicht so schnell. Die Evolution hat ihre eigenen Gesetze von Entwicklung und Zeit. Wir suchen weiterhin Nahrung, Schutz, Zugehörigkeit und neuerdings Sinn. Ein Blick in unser Zusammenleben – sei es in Familien, Unternehmen, Kommunen oder Facebook-Kommentarspalten – zeigt allerdings, dass wir dieser Tage ganz andere Themen haben, als „uns selbst und die Menschheit weiterzuentwickeln und neue Welten zu erforschen“. Doch der Druck ist groß! Ständig werden wir getadelt oder tadeln uns selbst: „Raus aus der Komfortzone! Ändere Dich! Geh mit der Zeit! Sei agiler! Mach dies! Mach das!“ – Aber all das braucht Zeit, die wir uns nicht geben. Schlechtes Gewissen vorprogrammiert.

Föderations-Luft im alltäglichen Gedöns

Natürlich müssen wir erst mal gar nix. Nicht agil sein. Nicht vegan. Nicht nachdenken. Lassen wir es, wie es ist. Systemerhalt. In dem ganzen alltäglichen Gedöns schauen wir mittlerweile aber viel zu selten über den Tellerrand. Stattdessen fokussieren wir auf das Haar in unsere Erbsensuppe und beklagen uns, dass da zu wenig Salz drinnen ist ... oder zu viel. Den Blick zu heben und für die Zukunft eine Utopie zu träumen, beugt nicht nur einer Genick- und Geistesstarre vor. Den Fokus auf „unendliche Weiten“ zu bringen, ändert das Denken und den Moment. Wir sollten uns viel öfter mal Gedanken dazu machen, wie wir eigentlich leben wollen. Welche Utopie wollen wir für uns haben? Und dabei muss es noch gar nicht um eine Vereinte Föderation der Planeten gehen. Räumen wir doch mal im Kleinen auf. Bei uns, in unserem Kontext und in unseren Unternehmen. Wie soll denn die Zukunft aussehen? Wie wollen wir arbeiten? Wie sollen die Beziehungen im Team sein? Wie verfahren wir mit unseren Produkten und Dienstleistungen? Und zwar konkret. Einfach mal die vergilbte Unternehmens-Vision von der Foyer-Wand kratzen und: träumen. Den Geist weiten. Und schwupps ... ehe man sich versieht, ist schon der erste Schritt in Richtung Zukunft getan.

Was denken Sie dazu? Ich freue mich auf Ihr Feedback: https://seidl.to/osk

Ihr Richard Seidl

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Richard Seidl

Berater, Coach und Autor
Zu Inhalten

Richard Seidl ist Berater, Coach und Autor. Er hat in seiner beruflichen Laufbahn schon viel Software gesehen: gute und schlechte, große und kleine, neue und alte. Software so schön, dass man weinen könnte, und auch solche, wo es Fußnägel aufrollt. Für ihn ist klar: Wer heute exzellente Software kreieren möchte, denkt den Entwicklungsprozess ganzheitlich: Menschen, Kontext, Methoden und Tools.


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