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Wir müssen Wollen wollen

Die Menge an Rückmeldungen zu meiner letzten Kolumne „Digitalisierung braucht Persönlichkeit” hat mir gezeigt, wie sehr das Thema bewegt. Vielen Dank dafür. Das meiste Feedback beschäftigte sich dabei mit der Frage nach dem Startpunkt – das Momentum der Veränderung. Dem möchte ich heute noch ein paar Gedanken widmen.
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Richard Seidl

Berater, Coach und Autor


  • 30.10.2020
  • Lesezeit: 4 Minuten
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Ja, so ein System, im Sinne eines abgrenzbaren Gebildes wie ein Unternehmen, eine Gruppe, ein Team usw., hat es nicht einfach. Da findet man sich zusammen, bildet ein stabiles System aus und dann geht das Ungemach los: Einzelne wollen ausbrechen, verändern sich durch andere Systeme, von außen kommen Impulse und Impacts. Und so hat man als System ganz schön viel zu tun, stabil zu bleiben, um Energie zu sparen. Und das erleben wir tagtäglich. Ein neuer Mitarbeiter im Team, eine geänderte Anweisung hier, ein neues Tool da und ein dynamischer Markt da draußen. Und eigentlich will man nur so bleiben, wie man ist. Jetzt hat so ein System halt per se nicht den Antrieb zur Veränderung. Somit haben es Neues und Innovation nicht leicht. Noch schwieriger wird es, wenn es innen und außen auch noch gut läuft. Dann ist die Trägheit groß und die Weg-von-Motivation klein. Und diese ist in der Regel stärker als eine Hin-zu-Motivation. Und in dieser Falle sitzen wir gerade. Es geht uns gut: Wenige Arbeitslose, erfolgreiche Industrien und KMUs, großer Wohlstand. Warum also verändern? Der Schmerz ist nicht groß genug. Das fatale dabei ist: Diese Stabilität und gefühlte Sicherheit ist fragil. Die Einschläge werden zwar lauter und kommen näher, sind aber noch so weit weg, dass es auf breiter Basis keine Bewegung erzeugt. Aber mit den wirtschaftlichen Bereichen, die Stabilität und Wohlstand erzeugen, kann es schnell vorbei sein. Ein Blick in die Start-up-Hotspots der Welt gibt hier einen Eindruck, was künftig möglich ist.

Bewegung rein bekommen

Wie jetzt also starten? Auf ein staatliches Förderprogramm zur disruptiven Änderung des eigenen Geschäfts können wir lange warten. Denn noch viel mehr als alle anderen ist das politische System nicht an Veränderung interessiert. Stempel drauf. Das bezeugen schon die kläglichen Digitalisierungsinitiativen in den Behörden selbst. Auch die großen Konzerne tun sich schwer damit und lagern deshalb diese Initiativen gerne in Sub-Einheiten aus, in digitale Hubs und dergleichen. Ein richtiger Schritt, denn Veränderung und Innovation wächst im Kleinen: in Teams, Projekten und bei jedem Einzelnen. Aber die Herausforderung bleibt: Wie bekomme ich das Geschaffene wieder zurück ins System. Denn auch wenn Querdenken und Veränderung gefordert wird, das System wehrt sich dann doch gegen Veränderung. Wie schaffen wir also einen Rahmen, der das Momentum der Veränderung stärker macht, als die Bemühungen, alles stabil zu halten?

Haltung: Wollen wollen

Meiner Erfahrung nach steckt eine Lösung darin, eine Arbeitshaltung des Wollen wollens zu etablieren. Das heißt, den Eigenantrieb und die Selbstverantwortung zu steigern, sodass es zum Bedürfnis wird, Veränderung voranzutreiben. Eine Haltung oder Mindset fällt nicht vom Himmel, es braucht Zeit und Geduld, sie zu etablieren. Mehr noch, wir können sie nicht reinkippen, reindrücken, vorgeben – es entsteht von innen heraus in den Menschen und Teams. Und sie basiert auf unseren Bedürfnissen, Werten, Glaubenssätzen und Filtern. Somit braucht es, um eine Haltung zu ändern, vor allem persönliche Entwicklung.

Persönlichkeits- und Softwareentwicklung

Was hat denn das alles mit Softwareentwicklung zu tun? Ich bin überzeugt: eine Menge! Erstens: Software ist mittlerweile der bedeutendste Faktor der Wertschöpfung in Unternehmen. Ob Daten, Schnittstellen, Applikationen usw. – sie ist oft der Kern: Amazon, Uber, Airbnb leben von der Software als Plattform, Transportunternehmen von Navigations- und Auslastungsalgorithmen usw. Und dieser Trend nimmt immer weiter zu. Zweitens: Wir haben in der Softwareentwicklung mit agilen Methoden bereits früh eine Basis geschaffen, uns um die Entwicklung der Menschen in den Teams zu kümmern. Ob Boards, Retros, Dailys, Iterationen, Fun-Elemente – es geht im Kern immer darum, die Selbstorganisation zu stärken, Mut und Kommunikation zu fördern und zum Denken und Partizipieren einzuladen – und das Wollen wollen zu stärken. Softwareentwicklung bietet somit die ideale Voraussetzung, zur Keimzelle für Veränderung zu werden. Den Weg in die Digitalisierung entschieden weiterzugehen und die Menschen weiterzuentwickeln. Und vielleicht wollen Sie bei sich, in Ihrem Team und Unternehmen dieser Tage einmal den Fokus darauf legen, mehr Energie ins Wollen wollen zu stecken – schauen Sie mal, was passiert! Was denken Sie dazu? Ich freue mich auf Ihr Feedback, Ihre Fragen und Gedanken: https://seidl.to/osk

Ihr Richard Seidl

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Richard Seidl

Berater, Coach und Autor
Zu Inhalten

Richard Seidl ist Berater, Coach und Autor. Er hat in seiner beruflichen Laufbahn schon viel Software gesehen: gute und schlechte, große und kleine, neue und alte. Software so schön, dass man weinen könnte, und auch solche, wo es Fußnägel aufrollt. Für ihn ist klar: Wer heute exzellente Software kreieren möchte, denkt den Entwicklungsprozess ganzheitlich: Menschen, Kontext, Methoden und Tools.


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