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Wo bleibt eigentlich diese KI-Revolution? In einem Jahrzehnt!

Seit vielen Jahren lese ich nun schon über die Zukunft der Künstlichen Intelligenz. Jeden Tag wird über neue KI-Sensationen berichtet. Habe ich etwas verpasst? Oder wo finde ich jetzt eigentlich diese KI-Revolution?
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Stefan Wess

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  • 26.02.2021
  • Lesezeit: 3 Minuten
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Die Revolution liegt immer zehn Jahre in der Zukunft. Schon 1965 sagte Herbert Simon voraus, dass „Maschinen innerhalb von zehn Jahren in der Lage sein werden, jede Arbeit zu tun, die ein Mensch tun kann.“ 1970 erklärte dann Marvin Minsky in einem Interview mit dem Life Magazine: „In drei bis acht Jahren werden wir eine Maschine mit der allgemeinen Intelligenz eines durchschnittlichen Menschen haben.“ Beides ist ja ganz offensichtlich nicht passiert.

„Die ILSVRC war 2012 eine wirkliche Revolution in der Bilderkennung“

Der letzte großer Durchbruch erfolgte im Jahr 2012. Die „ImageNet Large Scale Visual Recognition Challenge (ILSVRC)“ war eine wirkliche Revolution in der Bilderkennung. Ein von Alex Krizhevsky von der Universität Toronto entworfenes Convolutional Neural Network (CNN), genannt AlexNet, halbierte dabei schlagartig die bisherige Fehlerrate bei der visuellen Erkennung von Bildern durch einen Computer. Bis 2015 sank diese Fehlerrate dann auf ein Niveau, das mit dem von Menschen vergleichbar oder sogar besser ist. Einen anderen Meilenstein erreichte das Programm AlphaGo im Jahr 2016. Alpha Go ist ein KI-Programm, das das Brettspiel Go spielt und welches von DeepMind entwickelt wurde. Im März 2016 schlug AlphaGo den Südkoreaner Lee Sedol, der als einer der weltbesten Profispieler in Go gilt. Gleichzeitig wuchs der Verlust der Google-Tochter DeepMind auf sagenhafte 655 Millionen Dollar in 2019. Die nächste Revolution wird auf der Straße stattfinden! Doch das wird wohl noch dauern. Die Unternehmen Ford, Uber und Tesla sagten selbstfahrende Autos (Level 5) für den allgemeinen Verkehrsbetrieb bis spätestens 2020 zu. Obwohl wir hier ohne jeden Zweifel riesige Fortschritte gemacht haben, sind wir in 2021 von zuverlässigen und wirklich autonomen Robotaxis nach aktuellen Verlautbarungen noch „mindestens eine Dekade entfernt.“

„KI-Revolution von 2012 basierte zum Beispiel auf einer Idee aus dem Jahr 1943“

Wir nähern uns jetzt langsam dem Zeitraum von zehn Jahren nach der Imagenet Revolution. Eine ganze Dekade, die wir mit KI-Forschung, KI-Hype und gigantischen KI-Investitionen verbracht haben. Immer mehr Daten, immer schnellere Prozessoren, immer mehr Speicher. Aber was ist eigentlich das Ergebnis? Zehn Jahre sind in der digitalen Welt eine Ewigkeit, bei exponentiellem Wachstum zeigen sie einen Effekt, der eigentlich für niemanden mehr zu übersehen ist. Im Vergleich zu den ursprünglichen Erwartungen sind da nach zehn Jahren aber wenig greifbare Ergebnisse. Wo also bleibt diese KI-Revolution? Die Wahrheit ist: Natürlich sehen wir viele technologische Fortschritte und Ergebnisse. Aber diese sind in gewisser Weise alle nur ein Echo der Revolution aus 2012. KI wächst eben (noch) nicht exponentiell. Selbst in der digitalen Welt wird wissenschaftlicher Fortschritt in Jahrzehnten gemessen. Ein Großteil der KI-Technologie, die heute in kommerziellen Anwendungen zum Einsatz kommt, entstand bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren. Ebenso werden viele der Forschungen und Techniken, die heute auf KI-Konferenzen vorgestellt werden, in den kommenden Jahren wahrscheinlich nicht den Weg in den Massenmarkt finden werden. Die KI-Revolution von 2012 basierte zum Beispiel auf einer Idee aus dem Jahr 1943. Diese Revolution ist vorbei. Die Arbeit steht aber noch bevor. Vielleicht ist daher „In einem Jahrzehnt“ als Antwort auf die Frage „Wann kommt diese KI-Revolution?“ unter Wissenschaftlern, Technikern und neuerdings auch Managern so überaus beliebt.

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Stefan Wess

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Dr. Stefan Wess ist geschäftsführender Gesellschafter der Empolis Management GmbH, anerkannter Hightech-Experte und KI-Pionier. Er ist außerdem Mitglied im Aufsichtsrat des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), im Vorstand der Science & Innovation Alliance Kaiserslautern sowie Kurator der Fraunhofer Gesellschaft.

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